Seitenansicht von Pabstiella tripterantha
(Foto: Thomas Jacob)
Ursprünglich wurde die Art von Heinrich Gustav REICHENBACH als Pleurothallis tripterantha beschrieben. Nach zahlreichen Umkombinationen ist der aktuell von World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) anerkannte Name Pabstiella tripterantha. Der Gattungsname Pabstiella wurde zu Ehren des brasilianischen Botanikers und Orchideenspezialisten Guido Frederico João PABST im Jahr 1976 begründet. Der Artname tripterantha leitet sich von den griechischen Wörtern tri = drei und pterón = Flügel ab und lässt sich mit dreiflügelig übersetzen. Wenn man sich die Blüten etwas genauer ansieht, erkennt man sofort, warum die Pflanze diesen Namen bekam. Die drei Tepalen sind wie kleine Flügel geformt und bilden zusammen die kelchförmige Blüte.
Heimisch ist Pabstiella tripterantha in Mittel- und Südamerika. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Costa Rica über Panama, Kolumbien, Venezuela, Ecuador und Peru bis nach Bolivien, Brasilien und Argentinien. Die Pflanzen wachsen dort in feuchten Nebelwäldern auf Höhen von 900 – 2700 Metern. Je nach Standort variieren die Temperaturen. Während die höheren Standorte recht kühle Winter haben, bleibt es in den niederen Lagen eher temperiert-warm. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch, in den Wintermonaten lassen sie etwas nach. Das Habitat trocknet aber niemals völlig aus.
Aktuell blüht meine Pabstiella tripterantha an 11 Infloreszenzen und ständig kommen neue.
(Foto: Thomas Jacob)
Blick in die Blüte. Das Labellum und die kleinen Petalen werden von den drei flügelartigen Sepalen umschlossen.
(Foto: Thomas Jacob)
Ich kultiviere meine Pabstiella tripterantha getopft in mineralischem Substrat. Auch aufgebunden ist natürlich möglich, allerdings ist dann eine Orchideenvitrine oder ein Gewächshaus zu empfehlen, damit die feinen Wurzeln nicht austrocknen. Meine Pflanze sitzt in Lavagranulat (2 – 8 mm). Der Topf steht das ganze Jahr über in einem mit Wasser gefüllten Untersetzer. Der mineralische Pflanzstoff saugt sich somit immer gleichmäßig feucht und trocknet nicht aus. Zwischen den einzelnen Substrat-Teilchen entstehen kleine Lufträume, die eine gute Belüftung der Wurzeln gewährleisten. Der größte Vorteil von mineralischem Substrat ist, dass sich die Bestandteile nicht zersetzen, was bei Rinde oder Moos in Verbindung mit Dauerfeuchtigkeit oft schnell passiert. Getopft werden muss also erst, wenn der Topf zu klein wird.
Das Gießwasser, mit dem ich die Schale auffülle, hat eine Leitfähigkeit von ca. 150 µS/cm. Von März bis in den frühen Herbst wird 1 – 2 Mal im Monat gedüngt. Dabei dünge ich das Wasser auf etwa 300 µS/cm auf. Gelegentlich wird der Topf mit klarem Wasser durchgespült, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu verhindern. Tut man das nicht, reichern sich im Laufe der Zeit zu viele Salze (Düngerreste) im Topf an, die dann die feinen Wurzeln schädigen könnten. Im Winter dünge ich nicht. Pabstiella tripterantha wird bei mir ganzjährig im Wohnraum kultiviert. Sie verträgt die heißen Sommertage bei uns in Süddeutschland gut. Der Kulturraum wird nur an besonders kalten Tagen im Winter geheizt. Wichtig ist, dass die nächtlichen Temperaturen niedriger sind als die am Tage.
Während ich im Sommer sehr darauf achte, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung während der Mittagsstunden geschützt sind, darf in den Wintermonaten von November bis Mitte Februar das Sonnenlicht ungehindert auf die Pflanze fallen – besonders oft scheint die Sonne im Winter ja ohnehin nicht. Ab Ende Februar/Anfang März wird die Sonnenstrahlung allerdings schon wieder so stark, dass es schnell zu Verbrennungen auf den Blättern kommen kann. Diese Verbrennungen sind dauerhaft und lassen sich nicht behandeln. Aus diesem Grund muss zwingend ab Mitte Februar schattiert oder ein Platz gewählt werden, der eher schattig ist.
Die ungewöhnliche Form der Blüten mit ihren leuchtenden Farben zieht alle Blicke auf sich. Während der Hauptblütezeit im späten Frühjahr bis in den Sommer hinein bildet die Art zahlreiche Infloreszenzen aus. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Größenvergleich der Infloreszenz mit meiner Hand
(Foto: Thomas Jacob)