Lockhartia serra – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Lockhartia serra wurde im Jahr 1878 vom deutschen Botaniker Heinrich Gustav Reichenbach in “Otia Botanica Hamburgensia“ beschrieben. Seither wurde keine Umkombination vorgenommen, sodass es für die Art auch keine Synonyme gibt – in der Orchideentaxonomie eine echte Ausnahme.
Der Gattungsname Lockhartia wurde bereits 1827 von William Jackson Hooker vergeben – einem britischen Botaniker, der zugleich der erste Präsident der Royal Botanic Gardens in Kew war. Geehrt wurde damit der britische Pflanzensammler David Lockhart, der eine bis dahin unbekannte Orchideenart an Hooker gesandt hatte, die er bei einer Studienreise auf Trinidad gefunden hatte. Hooker beschrieb diese neue Art als Lockhartia elegans und gründete hierfür die Gattung.
Der Artname serra kommt aus dem Lateinischen und lässt sich mit “Säge” übersetzen, was wirklich zutreffend ist, wenn man sich den Wuchs von Lockhartia serra ansieht. Die kurzen sukkulenten Blätter, die wechselständig an einem ca. 20 – 25 cm langen, sehr dünnen Stiel wachsen und spitz zulaufen, erinnern in der Tat ein ein Sägeblatt.
Die fleischigen Blätter dienen als Wasserspeicher für den etwas trockeneren Winter in Peru und Ecuador, wo die Pflanze heimisch ist. Lockhartia serra wächst dort epiphytisch in feuchten Bergwäldern. Die Infloreszenzen erscheinen in den engen Blattachseln und können ganzjährig auftreten. Die Blüten sind leuchtend gelb mit einer zarten rotbraunen Zeichnung auf dem Labellum.
Habitus von Lockhartia serra – in der Seitenansicht erkennt man den namensgebenden Wuchs des Laubs sehr gut.
(Foto: Thomas Jacob)
Die Blüte von Lockhartia serra im Größenvergleich mit meiner Hand
(Foto: Thomas Jacob)
Lockhartia serra hängt bei mir in meiner noch recht neuen Orchideenvitrine. Die Pflanze ist aufgebunden auf ein Stück Kork mit etwas Sphagnum-Moos als Unterlage. Viel Arbeit macht sie mir nicht, da die Vitrine mit einer Beregnungsanlage ausgestattet ist, die einmal täglich ordentlich wässert und weitere drei Mal kurz zur Befeuchtung der Luft anspringt. Mehrmals täglich laufen drei PC-Ventilatoren, die am Lüftungsgitter angebracht sind, damit sich die Luft in der Vitrine nicht staut. Die meisten Orchideen benötigen Luftbewegung und frische Luft, um gut zu gedeihen. Bei stehender Luft und hoher Luftfeuchtigkeit trocknen die Pflanzen nach dem künstlichen Regen nicht zügig genug ab und können dadurch Pilze oder andere Infektionen bekommen. Gute und regelmäßige Belüftung und Luftumwälzung sind in einer Orchideenvitrine daher unerlässlich. Die Beregnungsanlage arbeitet ausschließlich mit sehr salzarmem Regenwasser, dessen Leitfähigkeit bei ca. 15 – 20 µS/cm liegt. Durch diese Anlage wird eine Luftfeuchtigkeit zwischen 70 und 80% erreicht, direkt nach der Regendusche steigt sie auf über 90%.
Einmal im Monat werden die Pflanzen in der Vitrine etwas gedüngt. Hierfür nehme ich ein manuelles Sprühgerät und befüllte es mit leicht aufgedüngtem Regenwasser. Die Leitfähigkeit meiner fertigen Düngermischung liegt bei ungefähr 150 µS/cm. Die feinen Wurzeln der aufgebundenen Miniaturorchideen reagieren oft besonders empfindlich auf die Salze des Düngers. Deshalb sollte man das Düngerwasser nicht auf trockene Wurzeln sprühen. Damit mir das nicht passiert, dünge ich grundsätzlich direkt nachdem die Beregnungsanlage alles schön befeuchtet hat.
Beleuchtet wird die Vitrine 12 Stunden täglich mit 3 verschiedenen Strahlern – lediglich einer davon ist eine stromsparende LED-Lampe. Die beiden anderen sind HQI-Strahler – sogenannte Metalldampflampen. Ein vierter Strahler schaltet sich über die Mittagszeit zusätzlich dazu, da es in der Natur ja auch nicht den ganzen Tag gleich hell ist. Die Lampen sind, wie die Beregnungsanlage auch, über Zeitschaltuhren gesteuert, sodass ich eigentlich keine Arbeit mit den Pflanzen in der Vitrine habe, außer das gelegentliche Düngen. Ich habe die Vitrine vor Kurzem mit der gesamten Technik übernommen, die sich über Jahre beim Vorbesitzer bewährt hat. Natürlich denke ich über eine Beleuchtung mit LED-Lampen nach. Allerdings macht mir dabei die Höhe der Vitrine etwas Sorgen. Der Innenraum ist über einen Meter hoch und auch am Boden stehen einige Pflanzen. LED-Lampen sollten meines Wissens nach aber nicht weiter als 30 bis 40 cm von den Pflanzen entfernt sein, da sonst zu wenig Licht ankommt. Ich werde mich erst noch besser informieren müssen, ehe ich eine Änderung vornehme, und euch natürlich davon berichten.
Da die Vitrine in unserem Wohnzimmer steht, sind die Bedingungen eher temperiert bis warm. Im oberen Bereich habe ich am Nachmittag schon 25 – 26 °C gemessen, im unteren Bereich klettert die Temperatur nicht über 22 °C. Nachts fällt sie dann auf ca. 18 – 19 °C im oberen Teil der Vitrine und auf 17 °C im unteren. Lockhartia serra hängt eher im unteren Bereich, allerdings an einer sehr hellen Stelle mit viel Licht.
Der auffällige Wuchs macht Lockhartia serra auch ganz ohne Blüten zu einem wahren Blickfang in der Vitrine.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Seitenansicht der Blüte von Lockhartia serra
(Foto: Thomas Jacob)