Liparis resupinata

Liparis resupinata

Liparis resupinata – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)

Autor/in: Thomas Jacob
Veröffentlicht: 28.09.2020

Die Art wurde 1886 vom britischen Botaniker Henry Nicholas RIDLEY in „Journal of the Linnean Society“ erstmalig beschrieben. Bis heute ist der Name Liparis resupinata von World Checklist of Selected Plant Families anerkannt. Der Gattungsname Liparis bedeutet im Deutschen so viel wie Glanzstendel und ist abgeleitet vom griechischen Wort liparós, das mit fett oder glänzend übersetzt werden kann – wegen der fleischigen und glänzenden Laubblätter einiger Arten. Für Liparis resupinata trifft dies allerdings nicht zu. Aus dem lateinischen resupinare = zurückbeugen leitet sich der Artname resupinata ab. Unter Resupination versteht man die Drehung einer Blüte, durch die ursprünglich auf der Oberseite liegende Teile nach unten gedreht werden. Dies bedeutet, dass sich das Labellum nach unten dreht, was typisch ist für die Blüten von Orchideen. Liparis resupinata ist demnach der Glanzstendel mit gedrehten Blüten.

Das natürliche Verbreitungsgebiet von Liparis resupinata erstreckt sich von Indien über Nepal und China bis nach Bhutan, Myanmar und Thailand. Die Pflanzen wachsen dort epiphytisch in offenen, lichtdurchfluteten Wäldern unter kühlen Temperaturbedingungen auf Höhen von 1300 – 2500 Metern über dem Meeresspiegel. Sie müssen im Winter mit deutlich niedrigeren Temperaturen und wenig Niederschlag zurechtkommen. Die Sommermonate hingegen sind warm und reich an Niederschlägen.

Auf ca. 7-10 cm großen eiförmigen Pseudobulben sitzen jeweils zwei bis vier Blätter, die leicht gekielt sind und spitz zulaufen. Die Infloreszenzen entwickeln sich aus Blütenscheiden, die nach Abschluss der Wachstumsphase endständig ausgebildet werden. Die Blütentriebe wachsen überhängend und tragen zahlreiche filigrane gelbe Blüten, die lediglich einen Zentimeter hoch sind. Das Labellum ist oft leuchtend orange gefärbt.

Liparis resupinata

Habitus von Liparis resupinata
(Foto: Thomas Jacob)

Liparis resupinata

Infloreszenz von Liparis resupinata
(Foto: Thomas Jacob)

Liparis resupinata lässt sich auch auf der Fensterbank gut kultivieren, solange man im Winter recht kühle Bedingungen bieten kann. Meine Pflanze verbringt den Sommer im Freien auf dem Balkon. Sobald die Temperaturen dauerhaft unter 10 Grad liegen, kommt sie in das kühle Treppenhaus an ein helles Fenster, das nach Nordwesten ausgerichtet ist. Die Temperaturen können dort in kalten Winternächten auf acht Grad fallen. Auch tagsüber ist es zu keiner Zeit übermäßig warm. Selten steigt das Thermometer über 16 Grad. Während die Pflanze von April bis Oktober bei mir mit nassem Fuß kultiviert wird, darf sie im winterlichen Quartier natürlich keinesfalls zu feucht stehen, da es durch die kühlen Temperaturen sonst schnell zu Fäulnis kommen kann. Von November bis März gieße ich lediglich alle 5-10 Tage nur sehr wenig Wasser auf das Substrat am Topfrand, sodass meine Pflanze nicht dehydriert und die Pseudobulben nicht schrumpeln.

Während der Wachstumsphase im Sommer hat das Gießwasser einen Leitwert von ca. 400 Mikrosiemens/cm. Gelegentlich wird der Pflanzstoff mit klarem Wasser durchgespült, um ein Versalzen zu vermeiden, wodurch die recht feinen Wurzeln verbrennen würden. Im Winter, wenn die Pflanze ihre Ruhephase hat, gieße ich grundsätzlich nur mit sehr salzarmem Wasser. Zum einen brauchen Pflanzen während der Ruhephase kaum Nährstoffe, zum anderen haben sich über den Sommer genug Düngerreste angereichert, die Liparis resupinata gut durch die dunkle Jahreszeit bringen. Von Sprühen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, rate ich grundsätzlich ab. In den Blattachseln stehendes Wasser kann ebenfalls sehr schnell zu Fäulnis führen, was meist den Tod der Pflanze bedeutet.

Als Substrat eignet sich alles, was besonders im Sommer genug Feuchtigkeit speichert und nicht zu schnell austrocknet. Feine Rinde, Spagnum-Moos, Steinwollwürfel oder eben mineralische Substrate, wie ich sie bevorzuge. Liparis resupinata wächst bei mir auf Lavagranulat in einer Körnung von 2-8 Millimeter. Wichtig ist, dass alle Pflanzenteile oberhalb des Pflanzstoffs sitzen und nicht darin vergraben werden. Auch hier bietet sich sonst ein toller Nährboden für Fäulnis. Mineralische Substrate haben den Vorteil, dass sie sich nicht zersetzen. Somit muss erst neu getopft werden, wenn die Pflanze über den Topfrand hinauswächst. Außerdem saugen sich Lavagranulat und Co. mit nassem Fuß durch die Kapillarität gleichmäßig feucht, ohne zu nass zu werden. Im Winter lassen sie sich dementsprechend gleichmäßig trocken halten, weil sie ohne nassen Fuß sehr zügig abtrocknen.

Liparis resupinata zieht mit den überhängenden Infloreszenzen und ihren zahlreichen leuchtenden Blüten alle Blicke auf sich! Viel Erfolg beim Kultivieren!