Lepanthopsis astrophora

Lepanthopsis astrophora

Lepanthopsis astrophora ‘Maintal’ BM/DOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Autor/in: Thomas Lehmann
Veröffentlicht: 23.01.2022 (02.07.2018)
Synonyme: Pleurothallis astrophora

Der Beitrag erschien bereits vor einigen Jahren und wurde vom Autor nun ergänzt. Im letzten Textblock findet ihr die Aktualisierung zur Kultur in einer Orchideenvitrine.

Bereits 1892 beschrieben Heinrich Gustav REICHENBACH und Friedrich Wilhelm Ludwig KRAENZLIN diese Naturform erstmalig unter dem Namen Pleurothallis astrophora in Xenia Orchidacea. Leslie Andrew GARAY, ein Botaniker aus den USA, ordnete im Jahr 1962 Pleurothallis astrophora in Caldasia der neuen Gattung Lepanthopsis zu.

An den Küsten Venezuelas und Kolumbiens wächst diese epiphytische Miniatur-Orchidee in Höhenlagen von 700 – 1 500 Metern unter temperiert-warmen Bedingungen. Je nach Standort kann es auch sehr heiß sein. Durch die Nähe zum Meer ist die Luftfeuchtigkeit ganzjährig hoch und es gibt auch ganzjährig Niederschläge.

Lepanthopsis astrophora bildet einzelne kleine Blätter an kurzen Stielen aus, die eine Höhe von ungefähr 4 cm erreichen. Am oberen Stielende entspringt meist im Herbst die Infloreszenz, welche circa 12 cm lang wird und 6 – 8 sehr kleine sternförmige Blüten trägt, die sich innerhalb weniger Tage gleichzeitig öffnen. Die einzelnen Blüten sind nur 2 mm breit und 3 mm hoch und hellviolett gefärbt.

Lepanthopsis astrophora

Lepanthopsis astrophora im Größenvergeleich mit einem Finger
(Foto: Thomas Jacob)

Lepanthopsis astrophora

Lepanthopsis astrophora ‘Maintal’ BM/DOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Wie alle Miniaturorchideen ist auch Lepanthopsis astrophora sehr empfindlich gegenüber Salzen im Gießwasser. Die feinen Wurzeln reagieren sehr schnell mit Verbrennungen und sterben dann ab. Deshalb ist es sehr wichtig mit möglichst reinem, salzarmem Wasser zu gießen. Mein normales Gießwasser hat eine Leitfähigkeit von 30 – 50 µS/cm. Gedüngt wird alle 3 – 4 Wochen mit einer Leitfähigkeit von 80 – 100 µS/cm. Leitungswasser scheidet aufgrund der hohen Leitfähigkeit bei den Miniaturen immer aus. Gut geeignet ist Regenwasser oder sehr schwach aufgedüngtes Osmose- oder destilliertes Wasser. Auch ein Verschneiden von Leitungswasser mit einer der salzarmen Varianten auf die gewünschte Leitfähigkeit ist natürlich möglich.

Wer eine warme Orchideenvitirine zu Hause hat, kann Lepanthopsis astrophora natürlich aufgebunden auf Kork oder Rinde darin unterbringen und durch eine Beregnungsanlage oder tägliches Sprühen wässern. Wer keine Vitrine hat, kann diese zuckersüße Naturform auch gut in einer Glaskugel im Moosbett kultivieren. Diese Kulturform hatte ich schon in den Beiträgen zu Lepanthes telipogoniflora und Platystele umbellata vorgestellt, sie kann für Lepanthopsis astrophora übernommen werden. Nur die Glaskugel sollte in diesem Fall etwas größer sein, da die Pflanzen mit Blütentrieben bis 25 cm breit werden können und dementsprechend Platz brauchen. Stoßen die Spitzen der Infloreszenzen an der Glaswand an, wachsen sie oft nicht weiter oder die Blüten verkrüppeln. Ich habe meine Lepanthopsis astrophora zusammen mit ein paar anderen Miniaturorchideen in einen ausgedienten Lampenschirm gesetzt. Im Folgenden beschreibe ich noch einmal kurz, wie man so eine Glaskugel am besten einrichtet.

Als Unterlage kann man in den unteren Bereich der Glaskugel ein mineralisches Substrat in feiner Körnung füllen oder man gibt einfach direkt Moos unten hinein. Am geeignetsten finde ich lebendes Sphagnum-Moos, da es leicht desinfizierend und antibakteriell wirkt und außerdem sehr ansprechend aussieht. Der Nachteil ist, dass es weiterwächst und regelmäßig zurückgeschnitten werden muss, damit es die Pflanze nicht überwuchert. Wer als Unterlage mineralisches Substrat hat, gibt darauf dann eine Schicht Moos. Auf dieses Moos setzt man die Pflanze, am besten mit einer Pinzette mit den Wurzeln voraus. Will man sie anders herum durch die Glasöffnung stecken, bleibt man oft mit ein oder zwei Blättern hängen und bricht diese ab. Nachdem man die Pflanze positioniert hat, kommt über die Wurzeln eine weitere Schicht Moos – fertig.

Ab jetzt muss man nur noch dafür sorgen, dass das Moos unter keinen Umständen austrocknet, es muss immer feucht gehalten werden. Dazu kann man ruhig im unteren Bereich der Glaskugel eine Pfütze stehen haben. Solange es salzarmes Wasser ist, macht diese Staunässe den Pflanzen nichts aus. Gelegentlich sollte man die Pfütze aber schon antrocknen lassen, um ein Ansiedeln von Bakterien und Keimen zu vermeiden. Nur nicht so lange trocken stehen lassen, dass das gesamte Moos austrocknet. Das führt zum Absterben der ganz feinen Wurzeln, was meist den Tod der Pflanze bedeutet.

Diese winzigen zarten sternförmigen Blüten sehen wie ein kleines Feuerwerk aus und machen wirklich Freude. Übrigens muss es auch gar keine Glaskugel sein. Ein Bonbon-Glas eignet sich genauso gut dafür. Wichtig ist nur, dass es eine seitliche Öffnung gibt. Eine Öffnung nur oben lässt zu wenig Luftaustausch zu und erzeugt kein gleichmäßiges Mikroklima wie ein Glas mit seitlicher Öffnung. Viel Spaß beim Kultivieren!

Lepanthopsis astrophora

Lepanthopsis astrophora ‘Wolfgang’ BM/DOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Lepanthopsis astrophora

Lepanthopsis astrophora auf ein Stück Rinde aufgebunden
(Foto: Thomas Jacob)

Da mir die Kultur in der Glaskugel, wie ich sie oben beschrieben hatte, auf Dauer zu aufwendig war, gab ich meine Lepanthopsis astrophora vor einiger Zeit an eine gute Freundin ab. Vom ersten Tag an habe ich das allerdings bereut.

Als ich also im Januar 2022 endlich eine Orchideenvitrine bekam, die weitestgehend autmatisiert läuft, begab ich mich sofort wieder auf die Suche nach einer Lepanthospis astrophora. Zum Glück fand ich recht bald ein auf Rinde aufgebundenes Exemplar, das seitdem im oberen Bereich der Vitrine hängt. Durch die HQI-Strahler wird besonders der obere Bereich immer sehr warm. Damit das Licht nicht zu viel wird und die zarten Blätter der Pflanze nicht verbrennen, hängt sie in einem Eck, das nicht direkt beleuchtet wird. Dafür sprüht die Beregnungsanlage mehrmals täglich direkt Regenwasser auf die Pflanze, sodass das Moos auf der Unterlage niemals austrocknet und immer saftig grün ist. Wie man auf dem letzten Foto sehen kann, sind das nun ideale Bedingungen, für die ich nichts weiter tun muss, als gelegentlich den Wassertank der Regenanlage aufzufüllen und zu düngen.

Lepanthopsis astrophora macht nur gelegentlich kurze Blühpausen und erfreut fast das ganze Jahr über mit dem kleinen Feuerwerk aus Blüten!