Kefersteinia tolimensis
(Foto: Dr. Norbert Baumbach)
Friedrich Richard Rudolf SCHLECHTER beschrieb die Art erstmalig im Jahr 1920 in „Repertorium Specierum Novarum Regni Vegetabilis. Centralblatt für Sammlung und Veröffentlichung von Einzeldiagnosen neuer Pflanzen. Beihefte.“ SCHLECHTER war Botaniker und Kustos am Botanischen Museum in Berlin. Auf seinen zahlreichen Reisen nach Süd- und Mittelamerika, Afrika, Indonesien, Australien und Neuguinea sammelte er viele Pflanzen, darunter etliche Orchideen, die er mit nach Berlin brachte und einige davon neu beschrieb. Seine umfangreiche Sammlung ging leider während der Bombardierung im zweiten Weltkrieg verloren.
Kefersteinia tolimensis ist beheimatet in Ecuador, Venezuela und dem namensgebenden Department Tolima in Kolumbien. Sie wächst dort in dichten Nebelwäldern, meist epiphytisch in den unteren Bereichen von Baumstämmen, in Höhenlagen von 1300-2100 Metern über dem Meeresspiegel. Die Temperaturen am Standort sind eher kühl bis kalt. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch, wobei sie von Januar bis März weniger häufig sind.
Die Pflanzen der Art bilden einen recht kurzen Stamm, der komplett von länglichen, spitz zulaufenden Blättern umhüllt ist. Die einzelnen Blätter werden bis zu 15 cm lang und sind ca. 2-3 cm breit und nur leicht gekielt. Vom Frühjahr bis in den Herbst hinein entstehen zwischen den Blättern 8-13 cm lange Infloreszenzen, die jeweils eine einzelne Blüte tragen. Die Blüten sind weiß- oder gelbgrundig und variieren in der violettroten Musterung stark. Während die Petalen und Sepalen meist nur zarte Punkte tragen, ist das Labellum oft fast komplett eingefärbt. Lediglich ein weißer gefiederter Rand rund um die Lippe bleibt von der Färbung unberührt.
Seitenansicht von Kefersteinia tolimensis
(Foto: Thomas Jacob)
Kefersteinia tolimensis -Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Meine Kefersteinia tolimensis habe ich noch nicht so lange, aber sie brachte im Sommer und Herbst letzten Jahres einige Blüten zum Vorschein und setzt gerade wieder einige Neutriebe an. Es scheint ihr also bei mir zu gefallen.
Ich achte darauf, dass das Substrat niemals austrocknet. Besonders in den Sommermonaten gieße ich sehr regelmäßig. Während der ganz heißen Wochen im Hochsommer stand der Topf dauerhaft in einer mit Wasser gefüllten Schale, damit der Pflanzstoff keine Chance hatte auszutrocknen. Im Winter gieße ich nicht mehr ganz so viel, aber auch dann trocknet das Substrat zwar gut an, aber niemals komplett ab. Sobald die Kondenstropfen im Topf fast weg sind, gibt es wieder Wasser. Der Topf fühlt sich dann auch schon deutlich leichter an als direkt nach dem Wässern.
Während des Sommers gibt es wöchentlich Dünger. Das Düngerwasser hat einen Leitwert von ungefähr 250-300 Mikrosiemens/cm. Ab Oktober dünge ich nicht mehr, da in den dunklen Wintermonaten der Stoffwechsel der Pflanze so weit herunterfährt, dass die angereicherten Salze im Substrat ausreichend sind, um die Pflanze gut über den Winter zu bringen. Ab März/April beginne ich dann wieder regelmäßig zu düngen. Das ist dann auch die Zeit, in der die Neutriebe ordentlich wachsen und eigene Wurzeln bilden.
Getopft habe ich Kefersteinia tolimensis in einem Gemisch aus feiner und mittelgrober Rinde, Perlite und etwas Holzkohle. Wie schon in einigen anderen Beiträgen erwähnt, dient die Rinde als Wasserspeicher. Perlite und Holzkohle haben ein sehr geringes Eigengewicht und lockern dadurch das Substrat auf. Zudem speichern Perlite sehr gut Wasser und geben dieses langsam an die Wurzeln wieder ab. Die Holzkohle hingegen nimmt nur wenig Wasser auf und schafft somit etwas trockenere Partien im dauerfeuchten Pflanzstoff.
Der Lichtbedarf dieser Art ist nicht sonderlich hoch, da sie oft in den unteren Bereichen von dichten Nebelwäldern wächst. Selbst an einem Nordfenster reicht das Licht noch aus, um Kefersteinia tolimensis zu kultivieren. Solange sie nicht der direkten Mittagssonne im Sommer ausgesetzt ist, kommt sie aber auch mit etwas mehr Licht gut zurecht. Meine Pflanze steht an einem Ostfenster mit etwas Morgensonne. Den restlichen Tag verbringt sie eher schattig.
Die Temperaturen im Winter sollten etwas kühler sein. Ich habe es anfangs im temperiert-warmen Bereich versucht, allerdings wurden die Blätter dort etwas kraftlos und schlapp. Seit ich sie kühler stehen habe – Nachttemperaturen zwischen 12 und 14 Grad – sieht die Pflanze kräftiger und gesünder aus. Wahrscheinlich gefielen ihr noch kühlere Temperaturen etwas besser, aber mein Platz im kühl-kalten Bereich ist schon mehr als voll. Vielleicht kann ich nächsten Winter etwas umschichten, um es noch kühler zu versuchen. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Mit den 12-14 Grad kam sie gut zurecht.
Diese wunderbar klein bleibende Naturform findet auch auf kühlen Fensterbrettern gut Platz. Ihre auffällig gepunkteten Blüten mit der fransigen Lippe machen mir immer gute Laune, wenn ich sie sehe. Viel Spaß beim Kultivieren!
Habitus von Kefersteinia tolimensis
(Foto: Thomas Jacob)