Dendrobium smillieae ‘Berlin’ SM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Der deutsch-australische Botaniker Ferdinand Jacob Heinrich Freiherr von MÜLLER beschrieb diese spektakuläre Naturform im Jahr 1868 erstmalig in seinem australischen Werk „Fragmenta Phytographiae Australiae„. Insgesamt beschrieb er rund 2000 Pflanzen der australischen Flora. Obwohl zahlreiche nachfolgende Botaniker diese Art in andere Gattungen umkombinierten, ist der offiziell anerkannte Name bis heute Dendrobium smillieae. Insgesamt sind in KEWs World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) 16 Synonyme gelistet, die ich hier nicht alle auflisten möchte.
Nach und nach öffnen sich die einzelnen Blüten der Blütentraube
(Foto: Thomas Jacob)
Die Infloreszenzen von Dendrobium smillieae erscheinen an den blattlosen Pseudobulben
(Foto: Thomas Jacob)
Dendrobium smillieae ist eine vielgestaltige und verbreitete Art in Ost- und Nordostaustralien, Neuguinea, Molukken und Sulawesi und kommt hauptsächlich in Höhenlagen unter 600 m vor. Sie gehört zur Sektion Calyptrochilus. In Australien findet man Den. smillieae von Meereshöhe bis auf 600 Meter. Die Pflanzen wachsen in der Regel im Flachland, aber auch im Mittelgebirge kann man sie häufig finden. Bevorzugter Lebensraum ist der offene Wald am Rande des Regenwaldes. Den. smillieae wächst auf Baumstämmen, Baumfarnen, Felsen, Ästen und in Astgabeln, wo sich Rinde und Blätter angesammelt und zu einem groben Boden kompostiert haben. In Neuguinea wachsen die Pflanzen auf Bäumen in Sümpfen, auf Felsen und Felswänden, in Tieflandwäldern und alten Plantagen. Das Klima dort ist als warm bis heiß zu bezeichnen. Die Pseudobulben von Den. smillieae können bis zu 1 m lang werden, meist sind sie etwas kürzer. Die Blätter halten an den Neutrieben in der Regel nur ein Jahr. Die Blütentriebe erscheinen vor allem im Frühjahr an blattlosen, seltener auch an beblätterten Pseudobulben im Spitzenbereich. Die Blütenstände sind zwischen 4,5 und 12,5 cm lang und sehr dicht und reich besetzt. Sie können bis zu 100 Blüten enthalten, die wachsartig und fleischig sind und eine auffallend grüne Lippenspitze besitzen. Sie halten bis zu 6 Wochen an der Pflanze.
Die folgenden Kulturerfahrungen stammen von Lothar BECKER, der die D.O.G.-Gruppe Hessen-Nassau leitet und zahlreiche Dendrobium-Arten in seinem Gewächshaus und Wintergarten pflegt.
Kultivieren lässt sich Dendrobium simillieae sehr gut, wenn man ausreichend Platz bieten kann. Mit den Jahren erreichen die Pflanzen eine wirklich stattliche Größe und finden auf der Fensterbank im Normalfall keinen Platz mehr. Die warmen bis heißen Temperaturen, die Den. smillieae verlangt, sollten im beheizten Wohnraum gut zu erreichen sein. Am wohlsten fühlt sich die Art bei Mindesttemperaturen von 20 Grad. Während der etwas trockeneren Ruhephase im Winter genügen notfalls auch 15-16 Grad, besser wären aber mehr. Im Sommer dürfen die Temperaturen auch gerne über die 30-Grad-Marke steigen. Die langjährige Erfahrung von Lothar BECKER zeigte allerdings, dass optimales Wachstum bei 25-28 Grad stattfindet.
Dendrobium smillieae ‘Berlin’ – 2014 erhielt die Pflanze eine Bronzemedaille für den Kulturzustand
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Dendrobium smillieae ‘Berlin’ SM/D.O.G. – 2014
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Die Art liebt einen hellen Standort, starke Mittagssonne sollte aber besonders im Sommer auf jeden Fall vermieden werden, da es sonst schnell zu Sonnenbrand kommen kann. Abend- und Morgensonne wird aber gut vertragen. Mitunter gelingt die Kultur auf der Fensterbank besser als in einem zu feuchten Gewächshaus.
Während der Wachstumsphase vom Frühjahr bis zum Herbst sollte der Pflanzstoff niemals vollständig austrocknen. Besonders in den heißen Sommermonaten muss daher reichlich gegossen werden. Die Pflanzentriebe selbst sollten bis zur Nacht komplett abgetrocknet sein. Besonders die Neutriebe sind oft sehr empfindlich, wenn sie während der kühleren Nächte noch feucht sind. Es kann schnell zu Fäulnis kommen, die im schlimmsten Fall zum Verlust der Pflanze führt.
Gedüngt wird ebenfalls reichlich während der gesamten Wachstumsphase. Der Leitwert des aufgedüngten Gießwassers darf ruhig 300 Mikrosiemens/cm betragen, im Hochsommer auch etwas mehr. Während der trockenen Ruhephase im Winter wird natürlich nicht gedüngt, da die Pflanze in dieser Zeit auch kein Wasser bekommt. Lediglich wöchentliches Übersprühen des Substrats mit salzarmem Wasser sollte im Winter erfolgen. Ansonsten steht die Pflanze während der Winterruhe komplett trocken.
Als Pflanzstoff eignet sich alles, was gut Feuchtigkeit aufnimmt und halten kann, ohne zu nass zu werden. Das klassische Substrat wäre Rinde, die eventuell mit Zuschlagstoffen, wie Perlite, gemischt wird. Lothar BECKER verwendet für sein Dendrobium smillieae mittelgrobe Rinde mit etwa 5% Holzkohle. Die Holzkohle nimmt nicht so viel Feuchtigkeit auf und schafft etwas trockenere Bereiche im Pflanzstoff, damit dieser nicht zu nass wird. Auch eine erfolgreiche Kultur in mineralischem Substrat habe ich schon gesehen. Wie so oft gibt es für den Pflanzstoff kein Patentrezept, mit dem jeder Orchideenliebhaber gleichermaßen gut zurechtkommt.
Die großen exotischen Blütentrauben, die bis zu 100 Einzelblüten tragen, sind wahre Hingucker. Ein echtes Schmuckstück, das jede Orchideensammlung bereichert. Viel Spaß beim Kultivieren!
Dendrobium smillieae – Albinoform
(Foto: Monika Eckert)