Dendrobium lowii
(Foto: Werner Holzmann)
In einer Ausgabe von „Gardeners‘ Chronicle“ aus dem Jahr 1861 beschrieb John LINDLEY die Art erstmalig. Der englische Botaniker gilt als Vater der modernen Orchideenkunde und ist Autor unzähliger Neubeschreibungen. Carl Ernst Otte KUNTZE publizierte in „Revisio Generum Plantarum“ die Art unter dem Namen Callista lowii. Da dieser Artikel aber erst 30 Jahre nach dem von LINDLEY erschien, gilt der Name lediglich als Synonym. Dendrobium lowii wurde bis heute nicht umgruppiert und ist aus diesem Grund bis dato der offizielle Name dieser Orchideenart. Aus δέντρο (déndro), der Baum, und βίος (bios), das Leben, setzt sich der Gattungsname zusammen, der sich damit erklären lässt, dass die meisten Dendrobien Epiphyten sind, also auf Bäumen leben. Der Artname geht auf den Orchideensammler und -gärtner Hugh Low zurück, nach dem im 19. Jahrhundert einige Orchideenarten benannt wurden. Dendrobium lowii gehört zur Sektion Formosae.
Dendrobium lowii ist endemisch in Sarawak, einem Bundesstaat von Malaysia auf Borneo. Es wächst dort epiphytisch auf Bäumen in feuchten und immergrünen Regenwäldern. Niederschläge fallen ganzjährig, von April bis September etwas weniger als während des restlichen Jahres. Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind ganzjährig hoch. Durch das Laub der Bäume, auf denen Dendrobium lowii aufsitzt, ist es vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Die Standorte sind aber dennoch sehr hell und lichtdurchflutet.
Die Art bildet ca. 30 cm lange, aber dünne Pseudobulben aus, die wechselständig mit ca. 5-7 cm langen Blättern besetzt ist. Das Laub wird nicht abgeworfen und ist glänzend dunkelgrün. Pseudobulben und Blätter sind mit feinen schwarzen Härchen besetzt. Endständig entspringen die Infloreszenzen, sowohl an alten wie auch an jungen Trieben. Die Blütentriebe sind nur wenige Zentimeter lang und tragen jeweils 3-7 Blüten. An einer Pseudobulbe können auch mehrere Infloreszenzen entstehen, sodass sich ein richtiger Blütenbusch bildet. Die 4-5 cm großen Blüten sind leuchtend gelb gefärbt. Die Lippe ist etwas heller als die Tepalen und weist auffallend rote Schwielen auf, die mit langen, nach oben gerichteten Härchen besetzt sind. Die Pflanzen stehen 6 Wochen in Blüte, ehe sie beginnen zu welken.
Habitus von Dendrobium lowii
(Foto: Werner Holzmann)
Blütentraube von Dendrobium lowii
(Foto: Werner Holzmann)
Generell gelten die schwarz behaarten Dendrobien als nicht einfach in der Kultur. Dendrobium lowii stellt sich im Vergleich zu den anderen Arten aber als weniger empfindlich dar. Durch seine kompakte Größe und die Tatsache, dass es sein Laub nicht abwirft, ist es gut für die Fensterbank geeignet. Werner Holzmann kultiviert die Art seit einigen Jahren recht erfolgreich. Nachfolgend beschreibe ich euch seine Kulturbedingungen.
Wie oben schon erwähnt, sind die schwarz behaarten Dendrobien etwas zickiger in der Kultur. Wasser auf den Neutrieben sorgt oft dafür, dass die Neutriebe wegfaulen, wenn es nicht sehr zügig abtrocknen kann. Dendrobium lowii reagiert hierbei nicht ganz so extrem, aber man sollte dennoch darauf achten, dass auf den Neutrieben möglichst kein Wasser stehen bleibt. Während des Wachstums in den warmen Monaten sollte sehr regelmäßig gewässert und gedüngt werden, um die Neutriebe ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Einmal im Monat düngt Werner sein Dendrobium lowii. Das Düngerwasser hat einen Leitwert von ungefähr 300 Mikrosiemens/cm. Im Winter können die Wassergaben den Temperaturen entsprechend verringert werden. Durch niedrigere Temperaturen und weniger Licht, das für den Stoffwechsel zur Verfügung steht, verbrauchen die Pflanzen in dieser Zeit auch etwas weniger Wasser. Völlig austrocknen sollte man den Pflanzstoff aber niemals lassen.
Getopft hat Werner sein Dendrobium lowii in Rindensubstrat ohne weitere Zuschlagsstoffe. Die Größe der Rindenstücke sollte im mittleren Bereich liegen. Zu feines Substrat lässt zu wenig Luft an die Wurzeln, wodurch diese faulig werden und absterben. Ein zu grobes Substrat trocknet zu schnell ab, sodass die Wurzeln regelrecht austrocknen und absterben. Außerdem tun sich bei zu grobem Pflanzstoff neue Wurzeln schwerer, Halt und genügend Feuchtigkeit zu finden. Oft stellen diese dann nach wenigen Zentimetern das Wachstum ein und bleiben kurz. Natürlich ist es auch möglich, Dendrobium lowii in anderen Substraten zu kultivieren. Hier sollte jeder ein Material wählen, das zu seine Kulturbedingungen passt und mit dem er erfahrungsgemäß gut zurechtkommt. Sphagnum-Moos oder auch mineralische Pflanzstoffe wie Lavagranulat sollten sich z. B. gut für die Art eignen. Wichtig ist, dass das Substrat gleichmäßige Feuchtigkeit ohne zu große Nässe bieten kann.
Da Pflanzen der Art nicht sonderlich lichthungrig sind, können sie auch an einem Nordfenster gut kultiviert werden. An Werners Pflanze kann man sehen, dass ihr das Licht eines Nordfensters absolut ausreicht, um gut zu wachsen und intensiv zu blühen. Allerdings sollte das Fenster nicht zusätzlich schattiert sein, z. B. durch einen Vorhang oder große Bäume, die in der Nähe des Fensters wachsen. Die Temperaturen in seinem Kulturraum liegen im temperierten Bereich.
Die Tatsache, dass Dendrobium lowii seine Blätter nicht abwirft wie manch eine Art aus der Gattung, macht es für die Fensterbank besonders attraktiv. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Detailaufnahme des Labellum von Dendrobium lowii
(Foto: Werner Holzmann)