Dendrobium lindleyi – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Ziemlich genau vor einem Jahr – im Winter 2021/2022 – fand ein recht großes Dendrobium lindleyi, häufig mit seinem Synonym als Dendrobium aggregatum bezeichnet, den Weg in meine Sammlung.
Als ich die Pflanze im zeitigen Frühjahr neu topfen wollte, zerfiel sie in drei Teile. Vermutlich hatte der Züchter beim Pikieren drei Jungpflanzen in einen Topf gesetzt, denn ich konnte an keiner Stelle des Rhizoms eine Verletzung erkennen und jedes Stück hatte für sich Pseudobulben in ansteigender Größe, wie es beim natürlichen Wuchs von Jungpflanzen üblich ist.
Wer meine Beiträge regelmäßig verfolgt, weiß, dass ich gerne mit Substraten und auch Standorten experimentiere. Die drei Stücke von Dendrobium lindleyi schrien förmlich nach einem solchen Experiment! Eines der Stücke band ich auf Kork auf und hängte es in die Orchideenvitrine, das zweite topfte ich in eine Ampel mit Basacubes (Steinwollwürfel) und hängte es mit zunehmenden Temperaturen im späten Frühjahr auf den Balkon. Das dritte Stück setzte ich auf Lava und platzierte es auf einer Fensterbank.
So wie Dendrobium lindleyi in drei Teile geteilt wurde, werde ich euch auch von meinem Vorgehen in ebenso vielen Teilen berichten:
Dendrobium lindleyi im 10-cm-Topf, als ich es im Winter 2021/2022 bekam
(Foto: Thomas Jacob)
Eine Blüte von Dendrobium lindleyi im Größenvergleich mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)
Teil 1: Das aufgebundene Dendrobium lindleyi
Das auf ein Stück Kork aufgebundene Dendrobium lindleyi ‘Sonnenschein’ – wie es von mir benannt wurde, um die drei Exemplare unterscheiden zu können – hatte als Unterlage etwas Sphagnum-Moos. Die Pflanze zeigte schon einen kleinen Neutrieb. Von ca. Februar/März bis zum Oktober hing sie im oberen Bereich meiner großen Orchideenvitrine.
Dort war es während der gesamten Wachstumsphase sehr hell und warm. Durch die automatisierte Beregnungsanlage erhielt Dendrobium lindleyi ‘Sonnenschein’ regelmäßig Feuchtigkeit. Gelegentlich (alle 2 – 3 Tage) wurde es zusätzlich von Hand ordentlich nass gesprüht. Das Wasser für die Beregnungsanlage und den Handsprüher war immer reines Regenwasser mit einer Leitfähigkeit von ca. 20 µS/cm. Zwei- bis dreimal im Monat gab es etwas Dünger, wobei ich nach dem Motto „Weniger ist mehr!“ vorging. Die Leitfähigkeit überstieg nie 200 µS/cm, meist lag sie um 150 µS/cm.
Bereits im September, nach Ausreifen der neuen Pseudobulbe, reduzierte ich die Wassergaben. Die Pflanze erhielt kein zusätzliches Wasser mehr mit dem Handsprühgerät, sondern lediglich die Feuchtigkeit durch die Beregnungsanlage.
Im Oktober nahm ich Dendrobium lindleyi ‘Sonnenschein’ aus der Orchideenvitrine und hängte es an ein helles West-Fenster in mein kühlstes Zimmer, wo die Temperaturen in den Winternächten auch mal auf 10 °C heruntergehen. Ab jetzt gab es keinen einzigen Tropfen Wasser mehr.
Vollkommen trocken und kalt verbrachte ‘Sonnenschein’ ungefähr 6 – 7 Wochen, ehe ich es wieder in die warme Vitrine hängte und zu wässern begann. In den ersten Tagen gab es nur über die Beregnungsanlage etwas Feuchtigkeit. Die ordentlichen Wassergaben von Hand, bei denen es richtig nass wird, erhielt es dann nach ca. 7 – 10 Tagen.
Zu meinem Erstaunen dauerte es nicht lange, bis zwei Infloreszenzen seitlich aus zwei Pseudobulben lugten und recht rasant zu wachsen begannen. Anfang Januar waren dann alle elf Knospen deutlich zu erkennen und Mitte Januar stand Dendrobium lindleyi ‘Sonnenschein’ in voller Blüte.
Da es die kleinste der drei ursprünglichen Pflanzen ist, bin ich mit den zwei Infloreszenzen und elf Blüten sehr zufrieden.
Wie sich die anderen beiden Teile entwickelt haben und ob sie auch zur Blüte kamen, erfahrt ihr demnächst in Teil 2 und 3.
Dendrobim lindleyi ‘Sonnenschein’, die aufgebundene Pflanze, im Januar 2023 – elf goldgelbe Blüten an zwei Infloreszenzen
(Foto: Thomas Jacob)
Dendrobium lindleyi, getopft in eine Ampel mit Steinwollwürfeln als Substrat – die 21 Blüten an zwei Infloreszenzen scheinen förmlich zu strahlen.
(Foto: Thomas Jacob)
Zweiter Akt: Dendrobium lindleyi getopft in Steinwollwürfel
Ende Januar, als das aufgebundene Dendrobium lindleyi ‘Sonnenschein’ in voller Blüte war, holte ich das zweite Teilstück aus dem Winterschlaf. Die Pseudobulben waren zwar eingefallen und dürr, sahen aber noch sehr lebendig aus. Ich tauchte den Topf, der mit Steinwollwürfeln gefüllt ist, auf denen Dendrobium lindleyi aufsitzt, ausgiebig und hängte die kleine Ampel dann in meine Orchideenvitrine. Schon wenige Tage nach dem Wässern erschienen ebenfalls zwei Infloreszenzen, wie bei Teilstück Nr. 1. Der größere Blütentrieb blühte mit 16 Einzelblüten allerdings wesentlich üppiger.
Den Sommer über werde ich dieses Teilstück von Dendrobium lindleyi wieder unter mein Balkondach hängen, wo es auch den letzten Sommer verbracht hat. Der Balkon ist nach Süden ausgerichtet und wird sehr heiß. Unter dem Dach hängt die Pflanze zwar sehr hell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung.
Während der Neutrieb wächst, trocknet das Substrat niemals ab und ist immer schön feucht, fast schon nass. Dünger gab es für das getopfte Stück im letzten Jahr etwas mehr als für das erste aus der Vitrine. Die Leitfähigkeit des Düngerwassers ging bis zu 400 µS/cm hoch, im Hochsommer zwei Mal in der Woche. Wahrscheinlich entwickelte es deswegen auch mehr Blüten!
Den Winter verbrachte auch die zweite Pflanze in meinem kühlsten Zimmer am Westfenster, an dem die Temperaturen bis auf 10 ℃ abfallen können. Während der Winterruhe gab es keinen Tropfen Wasser.
Auch diese Kulturmethode hat sich also als erfolgreich erwiesen. Das letzte Teilstück hat gerade zwei Blütentriebe angesetzt. Demnächst werde ich euch auch darüber berichten!
Dritter Akt: Kultur auf Lava sitzend
Das verbliebene Teilstück setzte ich auf Lavagranulat (2 – 8 mm). Damit die Pseudobulben durch die ständige Feuchtigkeit nicht faulen, dürfen sie nicht im Substrat eingegraben werden. Der Topf steht während der gesamten Wachstumsphase in einer Schale mit Regenwasser, das immer auf ca. 200 µS/cm aufgedüngt ist.
Nach dem Ausreifen der Pseudobulbe im Herbst brachte ich auch das dritte Stück in mein kältestes, aber sehr helles Zimmer. Die Temperaturen können in den Winternächten auf ca. 8 °C abfallen. Wasser gab es während der Ruhe keinen Tropfen.
Erst im März holte ich das auf Lava gepflanzte Dendrobium lindleyi aus dem Winterschlaf, stellte es wärmer und begann mit den Wassergaben. Nach wenigen Tagen erschienen zwei Infloreszenzen, wovon eine leider stecken blieb. Die zweite trug aber mehr als 10 Blüten.
Fazit nach einem Jahr:
Das Substrat scheint bei der Art nicht allzu wichtig zu sein. Mein erster Eindruck ist, dass die Pflanze bei Topfkultur mehr Blüten hervorbringt und bei zu langer Winterruhe nicht mehr die Kraft hat, alle Infloreszenzen durchzubringen. Im nächsten Jahr werde ich alle drei Teilstücke zur gleichen Zeit aus dem Winterschlaf erwecken.
Ich werde euch berichten …
Dendrobim lindleyi ‘Nr. 3’, die auf Lava kultivierte Pflanze im April 2023 – elf goldgelbe Blüten an einer Infloreszenz
(Foto: Thomas Jacob)