Dendrobium Charm besitzt nicht resupinierte Blüten
(Foto: Thomas Jacob)
Der Beitrag wurde urprünglich am 03.01.2022 veröffentlicht. Heute gibt der Autor im letzten Absatz ein Update nach einer durchaus erfolgreichen Kulturumstellung.
Die japanische Orchideenzucht Morita Orchid Inc. meldete im Jahr 1984 die Hybride Dendrobium Charm bei der Royal Horticultural Society (RHS) an, woraufhin sie in das dortige Register für Orchideenhybriden eingetragen wurde. Überwiegend produziert Morita Orchid Hybriden aus der Gattung Phalaenopsis, doch immer wieder werden von ihr auch neue Kreuzungen aus anderen Gattungen zur Registrierung angemeldet.
Die Eltern von Dendrobium Charm sind Dendrobium Chinsai und Dendrobium unicum. Da Dendrobium Chinsai bereits eine Hybride mit Dendrobium unicum ist, ergibt sich daraus folgender Genpool:
- 75% Dendrobium unicum
- 25% Dendrobium moniliforme
Dendrobium unicum zu kultivieren ist für viele Orchideenenthusiasten eine Herausforderung. Besonders die richtigen Temperaturbedingungen und Gießintervalle zu den verschiedenen Jahreszeiten zu finden, ist nicht einfach. Schnell faulen die Pseudobulben, wenn zu viel gegossen wird oder die Temperaturen zu niedrig sind. Durch das Einkreuzen von Dendrobium moniliforme erhoffte man sich vermutlich die leuchtend orangefarbenen und eigenwillig geformten Blüten von Dendrobium unicum mit der Pflegeleichtigkeit von Dendrobium moniliforme zu erhalten. Zwar sind die Blüten meines Dendrobium Charm nicht so leuchtend gefärbt, dafür scheint die Pflanze aber wirklich unkompliziert zu kultivieren zu sein.
Habitus von Dendrobium Charm
(Foto: Thomas Jacob)
Dendrobium Charm – Doppelblüte in der Profilansicht
(Foto: Thomas Jacob)
Noch sitzt meine Pflanze in feiner bis mittelgrober Pinienrinde mit etwas Sphagnum-Moos und Perliten. Besonders im Sommer bin ich aber mit dem Gießen bzw. Tauchen kaum hinterhergekommen. Da Dendrobium Charm den kompakten und kleinen Wuchs von Dendrobium unicum geerbt hat, ist der Topf natürlich dementsprechend klein und trocknet bei höheren Temperaturen sehr schnell ab. Deshalb werde ich beim Umtopfen im Frühjahr die Kultur in mineralischem Substrat versuchen. Oft schon habe ich von dieser Kulturmethode berichtet, die sich bei mir für einige Arten bewährt hat. Auch mein Dendrobium Gatton Sunray sitzt seit Jahren in mineralischem Substrat und fühlt sich dort sichtlich wohl.
Da mein Dendrobium Charm aber noch in Rinde getopft ist, berichte ich im Folgenden über meine Kulturerfahrungen mit diesem Pflanzstoff.
Während der warmen Sommermonate versuche ich das Substrat stets gleichmäßig feucht zu halten. Es wird also alle paar Tage – je nach Temperatur – ausgiebig gegossen oder auch getaucht. An besonders heißen Tagen oder wenn wir für kurze Zeit verreist sind, steht der kleine Topf auch mal in einer Pfütze Wasser, da die Pseudobulben sehr schnell schrumpeln, wenn die Pflanze zu trocken ist. In den Wintermonaten, in denen nicht viel Wachstum stattfindet, darf Dendrobium Charm auch mal vollständig abtrocknen. Auf jeden Fall trocknet das Substrat immer gut an in der kühleren Zeit, bevor wieder gewässert wird.
Während des Wachstums vom Frühjahr bis in den Herbst gibt es einmal wöchentlich Dünger. Die Leitfähigkeit des Wassers hebe ich dann auf ca. 300 µS/cm an. Zwischendurch wird der Topf mit klarem Wasser durchgespült, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu verhindern. Während der kühleren und trockeneren Wintermonate gibt es keinen Dünger, da die Pflanze in der Zeit ohnehin kaum wächst und dadurch auch weniger Nährstoffe benötigt. Die während des Sommers im Substrat angereicherten Düngerreste reichen für die Zeit vollkommen aus.
Während die Temperaturbedingungen im Sommer sehr warm bis heiß sind, steht Dendrobium Charm von November bis März bei mir deutlich kühler. Die nächtlichen Temperaturen fallen dann auf 12 – 14 °C ab, tagsüber klettern sie auf ungefähr 18 – 20 °C.
Dendrobium Charm steht ganzjährig schattig ohne direkte Sonneneinstrahlung.
Auch wenn ich mir die Farbe der Blüten leuchtender gewünscht hätte, finde ich Dendrobium Charm dennoch sehr ansprechend und kann es besonders für die Kultur auf der Fensterbank empfehlen.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Seitenansicht der Blüte von Dendrobium Charm
(Foto: Thomas Jacob)
Dendrobium Charm im April 2023, ein Jahr nach der Kulturumstellung – fast 50 Blüten an 18 Infloreszenzen
(Foto: Thomas Jacob)
Ergänzung vom 15.05.2023 nach Kulturumstellung:
Nach der Blüte im Frühjahr 2022 vergrub ich das Töpfchen, in das Dendrobium Charm getopft ist, einfach im Bodensubstrat meiner Orchideenvitrine. Ich dachte, dass sich die hohe Luftfeuchtigkeit bestimmt positiv auswirken würde. Auf dem Foto seht ihr nun die erste Blüte nach ziemlich genau einem Jahr. Zum einen wurden die Pseudobulben deutlich größer und zum anderen gab es ein regelrechtes Blütenfeuerwerk. Mit fast 50 Blüten an 18 Infloreszenzen hat sich die Anzahl der Blüten mehr als verfünfzehnfacht! Ein Ergebnis, das man wohl Erfolg nennen darf.
Dendrobium Charm steht direkt an einem der PC-Ventilatoren und hat somit sehr viel Luftbewegung. Mehrmals täglich sorgt die automatische Beregnungsanlage dafür, dass sowohl die Luftfeuchtigkeit wie auch das Bodensubstrat dauerhaft feucht bleiben. Die Temperaturen im Bodenbereich der Vitrine liegen im Winter im temperierten Bereich, im Sommer natürlich etwas höher. Beleuchtet wird die Vitrine ausschließlich mit künstlicher Beleuchtung, wobei Dendrobium Charm über einen Meter Abstand zu den Lampen hat und teilweise von darüber hängenden Pflanzen schattiert wird. Allzu viel Licht kommt demnach nicht bei der Pflanze an.
Ich bin gespannt, wie sich die Pflanze in den nächsten Jahren entwickelt!