Zwei verschiedene Klone von Dendrobium bellatulum
(Foto: Werner Holzmann)
Dendrobium bellatulum Rolfe 1903
Dendrobium bellatulum gehört zur Sektion Formosae, die ca. 30 Arten umfasst. Sie alle zeichnen sich aus durch eine schwarze Behaarung der Pseudobulben, woraus sich auch der früher gültige Name dieser Sektion, Nigrohirsutae, ableitete. Die sogenannten “Schwarzbehaarten“ gelten in der Kultur allgemein als schwierig. Insbesondere der Neutrieb stirbt bei zu viel Feuchtigkeit sehr schnell ab, nicht selten bedeutet dies auch den Totalverlust der Pflanze.
Verbreitet ist Dendrobium bellatulum vom östlichen Himalaya bis Südwestchina, Myanmar, Thailand, Laos und Vietnam. Dort wächst diese wunderbare Orchidee als klein bleibender Epiphyt hauptsächlich in laubabwerfenden Wäldern in Höhenlagen von 700 – 2000 Metern. Das Klima am Standort ist gekennzeichnet durch eine feucht temperierte und eine kühle, nahezu trockene Jahreszeit.
Dendrobium bellatulum an seinem Platz in der begehbaren Orchideenvitrine
(Foto: Werner Holzmann)
Dendrobium bellatulum mit leuchtend gelber Lippe
(Foto: Werner Holzmann)
Dendrobium bellatulum bleibt mit einer Trieblänge von ca. 8 cm sehr kompakt und breitet sich büschelartig aus. Ältere Pseudobulben sind blattlos, können aber wie bei vielen Dendrobien immer noch Blüten ausbilden. Der junge Austrieb ist schwarz behaart. Die Pseudobulben sind im unteren Bereich dünn, werden dann bis zu 1 cm dick und verjüngen sich im oberen Bereich wieder. Dort finden sich zwei bis drei wechselständig angeordnete Blätter von graugrüner Farbe, die auf der Unterseite ebenfalls behaart sind. Zwischen den Blattachseln entwickeln sich nach eine kühlen Ruhephase an einem kurzen Stängel viele einzelne, etwa 3-4 cm große Blüten mit weißen Tepalen und einer auffälligen Lippe, deren Farbe von orange mit mehr oder weniger rotem Schlund bis zu fast vollständig rot variiert. Die Blüten duften leicht nach Zitrone, sie halten ca. 6 Wochen.
Glaubt man der Literatur, benötigt Dendrobium bellatulum nach dem Ausreifen des Neutriebes im Herbst eine ausgeprägt trockene und kühle Ruhezeit. Ich kann das nicht bestätigten. Meine Pflanzen sind mit einer dünnen Lage Kokosfasern auf Presskork aufgebunden. Alle drei hängen in der begehbaren Vitrine auf der trockenen Seite (ohne direkten Nebel) und werden im Sommer wie im Winter jeden Tag besprüht. Die Vitrine wird vollständig künstlich mit roten und blauen LEDs beleuchtet.
Dendrobium bellatulum wird am besten aufgebunden kultiviert, damit es nach dem Wässern gut und schnell abtrocknen kann. Ich bevorzuge als Unterlage Presskork. Wenn man nach einigen Jahren die Unterlage wechseln muss, kann man den Presskork einfach zerbröseln. Da in der begehbaren Vitrine Tag und Nacht mehrere Lüfter laufen, trocknen die Pflanzen schnell wieder so weit ab, dass nichts verfault. Einmal im Monat kommt in den Sprüher etwas Dünger. In der Regel messe ich die Leitfähigkeit nicht, es dürften etwa 300 – 400 µS/cm sein. Wenn alles klappt, blühen und duften die Pflanzen dann im zeitigen Frühjahr.
Die typische Blattunterseite von Dendrobium bellatulum
(Foto: Werner Holzmann)
Dendrobium bellatulum mit rotorangefarbener Lippe
(Foto: Werner Holzmann)