Cymbidium aloifolium – Einzelblüte
(Foto: Ralf Schneider)
Cymbidium aloifolium wurde 1753 von Carl von Linné in seinem Werk “Species Plantarum” als Epidendrum aloifolium beschrieben. Damit ist es die erste in Europa beschriebene Art der Gattung und deren Typusart. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass zu Beginn der Kultur und Beschreibung tropischer Orchideen die epiphytischen Gattungen meistens als Epidendrum beschrieben wurden, weil es gegenüber europäischen Pflanzen offensichtlich ein besonderes Merkmal war, dass diese Orchideen auf Bäumen wachsen (Epidendrum = auf dem Baum). Roxburgh beschrieb die Art 1795 auf Grundlage einer im Südosten Indiens gesammelten Pflanze als Epidendrum pendulum. Die Illustration zu dieser Pflanze dient heute als Typusbeleg. Die Zuordnung der Art zur Gattung Cymbidium erfolgte 1799 durch Olof Swartz in “Nova acta Regiae Societatis Scientiarum Upsaliensis”. Der Artname aloifolium (aloenblättrig) ist aufgrund der dickfleischigen, ledrigen und steif aufrechten Blätter leicht nachvollziehbar.
Cymbidium aloifolium ist von Indien und Südchina bis zum Malaiischen Archipel außer auf Borneo weit verbreitet. Es kommt in vom Monsun beeinflussten immergrünen, halb- und sommergrünen trockenen Tieflandwäldern und savannenartigen Wäldern von Meereshöhe bis auf 1 500 m Höhe vor. Dort wächst es in großen Astgabeln und Astlöchern sowie an Baumstämmen, wird aber auch auf einzeln stehenden Bäumen oder an exponierten Stellen auf Karstkalkstein gefunden.
Als Anpassung an diese Extremstandorte weisen die Blätter mehrere xerophytische Anpassungen auf. Die dicke wasserspeichernde und lederartige Textur der Blätter ist augenscheinlich, das Vorhandensein einer zusätzlichen Schicht verholzter Zellen unter der Epidermis und schmalen, schlitzförmigen Spaltöffnungen mit größeren Abständen als bei anderen Arten sind weitere Anpassungen. Damit kann die Art selbst an vollsonnigen Standorten überleben. Das ausgedehnte Wurzelsystem wächst oft in verrottendes Holz der Bäume, wobei die Wurzeln ein dichtes Geflecht bilden. Es können auch aufrechte Luftwurzeln ausgebildet werden, die herabfallende Blätter und andere Pflanzenreste auffangen.
Habitus von Cymbidium aloifolium
(Foto: Ralf Schneider)
Die Infloreszenzen von Cymbidium aloifolium tragen zahlreiche Blüten
(Foto: Ralf Schneider)
Die eiförmigen und beidseitig abgeflachten Pseudobulben werden 6 bis 9 cm hoch und 3 bis 4 cm breit. Sie werden von den Blattbasen der fünf bis sechs Blätter umschlossen und sind deshalb kaum sichtbar. Die steif aufrechten oder gewölbten Blätter werden 30 bis 50 cm hoch, selten auch bis 100 cm, und 1,5 bis 4,5 cm breit. Die Blattspitzen haben eine charakteristische ungleich zweilappige Form. Die Blütezeit liegt zwischen April und Juni und damit in der Regenzeit. Sie kann aber je nach Herkunft auch etwas früher oder später sein. Der bis zu 75 cm lange Blütentrieb ist hängend und entspringt an der Basis der Pseudobulben. Pro Blütentrieb werden bis zu 45 leicht duftende Blüten mit einem Durchmesser von 3,5 bis 4,2 cm ausgebildet. Die Blütenblätter sind hellgelb bis cremefarben mit einem mehr oder weniger ausgeprägten zentralen rostroten bis kastanienbraunen Streifen. Die Lippe ist weiß bis cremefarben und hat parallel verlaufende dünne kastanienbraune Streifen. Die Blüten von Cymbidium aloifolium sind trotz des großen Verbreitungsgebietes nicht sehr variabel, es gibt aber eine hellere semi-alba-Form.
Verwechslungsmöglichkeiten bestehen insbesondere zu dem nahe verwandten Cymbidium bicolor. Das blüht jedoch im Winter, in der monsunbedingten Trockenzeit. Weiterhin ist die Lippenzeichnung bei Cym. bicolor eher gefleckt und nicht linear wie bei Cym. aloifolium. Weitere aus dem Cym. aloifolium/Cym. bicolor-Komplex beschriebene Arten wie Cym. pubescens, Cym. pendulum, Cym. erectum, Cym. simulans und Cym. obtusum haben sich als Varietäten, Formen oder Synonyme herausgestellt oder der Artstatus ist noch umstritten.
Ich kultiviere Cymbidium aloifolium im Dachbereich des temperierten Gewächshauses, sodass die Temperaturen bei Sonneneinstrahlung im Sommer bis zu 35 °C erreichen können und im Winter bei 15 bis 20 °C liegen. Durch die Stegdreifachplatten wird das Licht so stark gestreut, dass keine zusätzliche Schattierung notwendig ist. Außerdem läuft ständig ein großer Ventilator, der vor einer Überhitzung schützt. Cymbidium aloifolium sollte während des aktiven Wachstums reichlich gegossen werden, wobei die Wurzeln auch schnell wieder abtrocknen sollten. Im Winter wird die Pflanze relativ trocken gehalten, ohne dass der Wurzelbereich längere Zeit vollständig austrocknet. Ich dünge meine Cymbidien während des Wachstums wöchentlich mit ca. 1 000 µS/cm. Als Substrat eignen sich alle für Epiphyten gängigen Mischungen auf Rindenbasis, z. B. in Verbindung mit Holzkohle und mineralischen Bestandteilen. Es ist aber auch reine Rinde oder mineralisches Substrat möglich. Ich verwende eine Mischung aus Akadama, Kyriu und gebranntem Ton verschiedener Körnung. Da dieses Substrat nicht verrottet, muss erst umgepflanzt werden, wenn es die Pflanzengröße erforderlich macht. Außerdem hat dieses Substrat den Vorteil, dass es nicht vernässt aber trotzdem die Feuchtigkeit hält.
Cymbidium aloifolium ist sicher auch für die Zimmerkultur geeignet, wenn man einen hellen Platz zum Aufhängen hat und der Raum im Winter etwas kühler ist. Im Sommer ist auch eine Kultur im Freien empfehlenswert.
Seitenansicht der Blüte von Cymbidium aloifolium
(Foto: Ralf Schneider)
Seitenansicht der Blüte von Cymbidium aloifolium
Synonyme:
- Aerides borassi Buch.-Ham. ex Sm. 1813
- Cymbidium crassifolium Wall. 1828
- Cymbidium erectum Wight 1852
- Cymbidium intermedium H.G.Jones 1974
- Cymbidium pendulum (Roxb.) Sw. 1799
- Cymbidium simulans Rolfe 1917
- Epidendrum aloides Curtis 1797
- *Epidendrum aloifolium L. 1753
- Epidendrum pendulum Roxb. 1795
- Limodorum aloifolium (L.) Roxb. 1816
Literatur:
DU PUY, D. & CRIBB, P. (1988): The Genus Cymbidium
Internet:
www.orchidspecies.com