Cycnoches barthiorum – Einzelblüte
(Foto: Alexander Mendoza-Weber)
Cycnoches barthiorum G. F. Karr & Christenson 1999 – eine Orchidee, die trotz ihrer auffälligen Blüten erst im Jahr 1999 entdeckt und beschrieben wurde.
Zur Gattung Cycnoches, auch Schwanenhals-Orchidee genannt, zählen etwas mehr als 30 epiphytische Arten, die von Mexiko bis ins nördliche Brasilien verbreitet sind.
Cycnoches barthiorum kommt in Kolumbien im Valle del Cauca in der Nähe von Cali vor. Die Stadt liegt auf ca. 1000 m im Westen des Landes am Zusammenfluss des Río Cauca mit dem Río Cali. Die Durchschnittstemperatur beträgt hier 26,8 °C, mit Höchstwerten von 30 °C und Mindestwerten von 18 °C. Wegen der Nähe zum Äquator gibt es keine großen saisonalen Schwankungen. Die Pflanzen sind daher eher warm zu kultivieren, mit jeweils einer ausgeprägter Regen- und Trockenphase.
Cycnoches barthiorum ist eine mittelgroße Orchidee mit spindelartigen Pseudobulben, die bis zu 40 cm lang werden können. Der Blütentrieb entsteht am oberen Bereich der Pseudobulbe, ist herabhängend und trägt bis zu 20 Blüten. Selten bringt die Pflanze gleichzeitig zwei Blütentriebe hervor. Nach der kurzen, aber intensiven Vegetationszeit werden die Blätter gelb und fallen ab. Danach beginnt eine strenge trockene Ruhephase, in der die Orchidee keinerlei Wasser braucht ! Eine Anpassung an diese Trockenzeit sind ihre langen Pseudobulben, die während der Regenzeit Wasser speichern.
Habitus von Cycnoches barthiorum
(Foto: Alexander Mendoza-Weber)
Infloreszenz von Cycnoches barthiorum
(Foto: Alexander Mendoza-Weber)
Wie in der gesamten Subtribus Catasetinae üblich, ist die einzelne Blüte in Abhängigkeit der Standortbedingungen (Licht, Temperatur) entweder männlich oder weiblich. Das Geschlecht zu erkennen, fällt nicht schwer, männliche Blüten von Cycnoches sind farbintensiver, besitzen ihrer Namensgebung entsprechend (Schwanenhals) eine lange, gebogene Säule mit den Pollinien an der Spitze. Die weibliche Blüte ist blassgrün und hat eine sehr kurze Narbe. Meine erste Begegnung mit einem Cycnoches barthiorum war im Jahr 2002 in einer Ausstellungsvitrine im zoologisch-botanischen Garten Wilhelma in Stuttgart. Meine anschließende Suche bei verschiedenen Orchideengärtnereien nach einem Cycnoches barthiorum blieb zunächst erfolglos. Doch im Jahr 2009 hatte ich Glück – in einer Gärtnerei fand ich Jungpflanzen »made in Germany« und suchte mir die stärkste aus. Sie entwickelte sich sehr gut und hat tatsächlich ein Jahr später geblüht! Das ist das Gute bei den Arten der Subtribus, sie benötigen nicht 15 Jahre vom Sämling bis zur Blüte wie Frauenschuhe oder Cattleyen!
Leider faulte während der Ruhephase die Pseudobulbe ab und es blieb nur ein kleiner Rest übrig. Dieser kleine Rest trieb aber erneut aus und entwickelt sich weiterhin gut. Nach Optimierung meiner Kulturmethode versuchte ich es erneut mit einer Jungpflanze, diesmal aus dem Internet. Sie entwickelte sich sehr gut und erfreute mich im folgenden Jahr mit drei Blüten. Die neue Pseudobulbe ist doppelt so groß wie die alte und die Infloreszenz brachte dieses Mal 12 Blüten hervor! Die Gattung Cycnoches gilt in der Kultur als nicht einfach und »speziell«. Wichtig ist nach meiner Erfahrung, ihre Ruhephase zu respektieren und sie dauerhaft warm zu kultivieren! Ich topfe sie und ihre Verwandten alle zwei Jahre um und ersetze das Substrat komplett. Gegossen wird erst, wenn der neue Trieb Wurzeln hat und diese mindestens 5 bis 7 cm lang sind. Gedüngt wird bei jedem zweiten Gießen mit 600 µS/cm.
Cycnoches lassen sich schwer teilen, um neue Pflanzen zu ziehen, da die Bulben selten älter als 2 Jahre werden.
Infloreszenz von Cycnoches barthiorum
(Foto: Alexander Mendoza-Weber)