Comparettia speciosa in herbstlichem Orange
(Foto: Werner Holzmann)
Im Jahr 1836 stellten Eduard Friedrich Poeppig und Stephan Ladislaus Endlicher in “Nova Genera ac Species Plantarum” mit der Typusart Comparettia falcata die Gattung Comparettia auf, die aktuell ca. 80 Arten umfasst. Die bekanntesten sind neben Comp. speciosa wohl Comp. macroplectron und Comp. coccinea. Die wunderbare Comp. speciosa mit Ihren leuchtend orangefarbigen Blüten wurde 1878 von Heinrich Gustav Reichenbach beschrieben.
Heimisch ist Comparettia speciosa im Südosten Ecuadors und im Nordwesten von Peru. Dort wächst sie epiphytisch in feuchten Bergnebelwäldern in Höhenlagen von 800 bis 2000 m. Die durchschnittlichen Temperaturen liegen tagsüber bei ca. 23 – 25 °C und nachts bei 14 – 15 °C. Die Tag/Nacht-Differenz beträgt ganzjährig zwischen 8 und 10 °C. Die Pflanzen trocknen durch regelmäßige Niederschläge und eine konstante Luftfeuchtigkeit von ca. 80 % nie vollständig aus, gleichzeitig bläst meistens ein lebhafter Wind.
Comparettia speciosa bildet ein einzelnes lederartiges etwa 10 – 15 cm langes Blatt aus, gelegentlich können es auch mal zwei sein. Da sie über keine oder nur sehr kurze Pseudobulben verfügt, verträgt sie keine lange Trockenphase. Aus der Blattbasis wächst im Herbst ein sich verzweigender, nach unten hängender Blütenstand mit versetzt angeordneten Blüten. Wenn die Bedingungen passen, verzweigt er sich immer weiter und kann bis zu 30 cm lang werden. Die Blütezeit dauert dadurch mehrere Monate an. Die ca. 3 cm großen Blüten, die von Kolibris bestäubt werden, sind leuchtend orange gefärbt und besitzen einen Sporn von etwa 3 cm Länge. Die Petalen und die obere Sepale sind wie eine Krone angeordnet und rotbraun gestreift.
Habitus von Comparettia speciosa
(Foto: Werner Holzmann)
Comparettia speciosa
(Foto: Werner Holzmann)
In der Kultur erweist sich Comparettia speciosa als schwierig. Wasser auf dem Neutrieb z. B. bestraft die Pflanze gerne mit dem sofortigen Wegfaulen des Triebes, was nicht selten zum Totalverlust führt. Gleichzeitig braucht sie aber gleichmäßige Feuchtigkeit, da sie über keine Speicherorgane verfügt. Wichtig ist also eine gute Belüftung. Licht wird gut vertragen, vor direkter Sonne sollte sie aber geschützt werden.
Ich kann nicht sagen, wie viele Pflanzen ich verloren habe. Vor 3 Jahren ließ ich mich wieder einmal von der sensationellen Farbe verführen. Es kann sich niemand vorstellen, wie ich mich in diesem Jahr freute, als ich im August einen Blütentrieb entdeckte. Die Pflanze blüht nun seit Anfang Oktober und die Infloreszenz verzweigt sich weiter – ich darf mich also noch bis ins Jahr 2021 an den tollen Blüten erfreuen.
Meine Kultur:
Wie vielleicht inzwischen schon bekannt ist, leiste ich mir den Luxus eines Orchideenzimmers im Haus. Darin steht auf Teichfolie ein Gewächshaus mit einer Grundfläche von 1,9 × 2, 5 m. Der Raum ist unbeheizt und solange es keinen tiefen Dauerfrost gibt, ist das Fenster immer geöffnet. Dieses Gewächshaus, ich nenne es begehbare Vitrine, ist vollständig künstlich mit LED beleuchtet. Mehrere Ventilatoren halten die Luft in Bewegung und für die Luftfeuchtigkeit, die zwischen 70 und 90 % schwankt, sorgt ein Ultraschall-Nebler.
Im Winter fallen die nächtlichen Temperaturen im Raum schon mal auf 12 °C, tagsüber steigen sie dann auf etwa 17 – 19 °C. Im Sommer können die Werte tagsüber bis zu 28 °C erreichen.
Meine Comparettia speciosa ist ohne jegliche Unterlage auf Presskork aufgebunden und hängt etwa 20 cm unter der Beleuchtung. Sie wird täglich mit weichem Osmosewasser tropfnass gesprüht. Da sie im direkten Luftstrom eines PC-Lüfters hängt, trocknen die Blätter und der Neutrieb schnell wieder ab. Dünger bekommt sie, wenn überhaupt, einmal im Monat mit maximal 300 µS/cm.
Die Blüten von Comparettia speciosa besitzen einen kurzen Sporn
(Foto: Thomas Jacob)