Coelogyne speciosa
(Foto: Werner Holzmann)
Der deutsch-niederländische Botaniker Carl Ludwig Ritter von BLUME beschrieb die Art erstmalig im Jahr 1825 unter dem Namen Chelonanthera speciosa in „Bijdragen tot de Flora van Nederlandsch Indië„. Fünf Jahre später gruppierte John LINDLEY – Vater der modernen Orchideenkunde – diese Naturform in die Gattung Coelogyne um, die er im Jahr 1824 in „Genera and Species of Orchidaceous Plants“ aufgestellt hatte. Trotz des Versuchs von KUNTZE, die Art in die Gattung Pleione zu überführen, ist Coelogyne speciosa bis heute der von Kew anerkannte Name.
Beheimatet ist Coelogyne speciosa in Asien. Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Malaysia bis nach Borneo und über die indonesischen Inseln Java und Sumatra. Die Art besiedelt dort Regenwälder auf Höhen von 700 bis 2000 Metern über dem Meeresspiegel. Die meisten Pflanzen wachsen epiphytisch, ganz selten findet man aber auch Individuen, die terrestrisch wachsen. Die Temperaturbedingungen sind je nach Standort kühl bis warm, hauptsächlich aber kühl-temperiert. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch, außerdem herrscht eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Coelogyne speciosa bevorzugt halbschattige Standorte.
Die überhängenden Infloreszenzen von Coelogyne speciosa bleiben recht kurz
(Foto: Werner Holzmann)
Habitus von Coelogyne speciosa
(Foto: Werner Holzmann)
Jede ovale Pseudobulbe trägt ein Blatt, das fächerartig geformt ist und spitz zuläuft. Das dunkelgrüne Laub wird von festen Stielen getragen, die oben auf den Pseudobulben sitzen. Ebenfalls von dort aus entspringen die Infloreszenzen, die leicht überhängend wachsen und mehrere nacheinander aufgehende Blüten hervorbringen. Während die Tepalen von einem hellen Rotbraun bis zu einem zarten Gelbgrün variieren können, ist das Labellum im Zentrum und an den Seitenlappen immer rotbraun gefärbt. Der Vorderlappen ist immer strahlend reinweiß. Die Petalen richten sich sehr stark nach hinten und werden erst im Profil wirklich sichtbar. Das dorsale Sepalum neigt sich nach vorne über die Lippe. Die Infloreszenzen können ganzjährig erscheinen. Die Hauptblütezeit beginnt im Frühling und reicht bis in den Sommer. Die Blüten haben einen markanten moschusartigen Geruch.
Laut der Aussage von Werner Holzmann, der Coelogyne speciosa seit vielen Jahren kultiviert, ist es eine der unkompliziertesten Coelogynen und für die Kultur auf der Fensterbank bestens geeignet. Im Folgenden beschreibe ich euch seine Kulturerfahrungen:
Werner Holzmann kultiviert die Art unter kühl-temperierten Bedingungen. Seine Pflanze steht ganzjährig auf einem Tisch, der ca. 50 cm von einem großen Ostfenster entfernt ist. Das Fenster ist immer geöffnet, nur wenn die nächtlichen Temperaturen unter -2 Grad fallen, wird es nachts geschlossen. Dadurch entsteht ein recht großes Tag/Nacht-Temperaturgefälle – im Sommer wie im Winter. Der Standort ist zwar sehr hell, aber nur sehr selten fallen am Morgen Sonnenstrahlen direkt auf die Pflanze. Im Sommer kann Coelogyne speciosa auch im Freien kultiviert werden, wenn man ein schattiges Plätzchen bieten kann.
Als Substrat nutzt Werner gut durchlässige, nicht zu feine Rinde ohne weitere Zusatzstoffe. Gegossen wird ganzjährig ohne ausgeprägte Trockenzeit, im Winter jedoch seltener, da der Pflanzstoff wegen der niedrigeren Temperaturen länger braucht, bis er antrocknet. Staunässe über einen längeren Zeitraum – besonders in Verbindung mit Kühle oder gar Kälte – kann zu Fäulnis führen, was den Tod der Pflanze bedeuten würde. Aus diesem Grund lässt Werner das Substrat zwar antrocknen, aber niemals ganz austrocknen. Da die Pflanzen recht kompakt bleiben und die überhängenden Infloreszenzen auch nicht zu lang werden, ist eine Kultur im Topf ohne Probleme möglich. Im Gegensatz zu einigen anderen Coelogyne-Arten wird ein Umtopfen oder Teilen der Pflanze nicht mit dem Ausbleiben von Blüten bestraft. Wie oben schon erwähnt, ist Coelogyne speciosa wirklich unkompliziert und einfach in der Pflege.
Seitenansicht von Coelogyne speciosa
(Foto: Thomas Jacob)
Da die Wurzeln von Coelogynen sehr empfindlich auf Salz reagieren können, verwendet Werner die Reste seines normal aufgedüngten Wassers und verdünnt dieses nochmals mit klarem Wasser. Der Leitwert liegt dann ungefähr bei 200 Mikrosiemens/cm.
Die Infloreszenzen erscheinen bereits zusammen mit dem Neutrieb. Gelegentlich muss durch das Entfernen der Hüllblätter ein wenig „Geburtshilfe“ geleistet werden, damit die Blüten nicht steckenbleiben. Nach Werners Erfahrung passiert das oft in Verbindung mit zu hohen Temperaturen.
Der markante Blütenduft und die lange Blühdauer machen Coelogyne speciosa zu einer wirklich interessanten Naturform, die keine zu hohen Pflegeansprüche stellt und daher auch gut für Anfänger geeignet ist. Viel Erfolg beim Kultivieren!