Infloreszenz von Coelogyne n. r. (Coel. mooreana × Coel. nitida)
(Foto: Claudia Hanemann)
Diese bisher nicht registrierte Primärhybride aus Coelogyne mooreana und Coelogyne nitida (Syn. Coel. ochracea) zeigt sich in der Kultur recht wüchsig, pflegeleicht und blühfreudig. Mein Exemplar der Kreuzung hat in diesem Jahr 8 Neutriebe mit 7 Infloreszenzen gebildet. Die insgesamt 45 Blüten öffneten sich alle ziemlich zeitgleich und dufteten raumfüllend nach Honig, wie man es auch von Coelogyne nitida kennt.
Die Pflanze wird bei mir in Rindensubstrat kultiviert. Sie verbringt den Winter an einem nordseitig gelegenen Fenster ohne Zusatzlicht bei ca. 10 – 12 °C nachts. Die Kultur erfolgt «semidry«. Das bedeutet, dass der Pflanzstoff im Winter zwischen den Wassergaben richtig durchtrocknet. Je nach Temperaturen können diese Trockenphasen auch etwas länger sein. Steht die Pflanze recht kühl und schattig, darf sie ruhig auch eine Woche trocken bleiben, bevor wieder gewässert wird. Bei anhaltendem Sonnenschein – der dann auch höhere Temperaturen mit sich bringt – wird bereits nach 3 trockenen Tagen gewässert. Von Mai bis ca. Mitte Oktober genießt Coelogyne n. r. (Coel. mooreana × Coel. nitida) die frische Luft draußen auf meinem Ostbalkon. Während dieser Zeit wird darauf geachtet, dass das Substrat nicht vollständig austrocknet. Von Anfang März bis ca. Mitte/Ende November wird sie gedüngt. Im Frühjahr beginne ich mit 350 µS/cm, über den Hochsommer steigere ich bis auf knapp 800 µS/cm, um im Herbst wieder zu reduzieren.
Seitenansicht der Blüten von Coelogyne n. r. (Coel. mooreana × Coel. nitida)
(Foto:Claudia Hanemann)
Die Elternteile der Hybride: Coelogyne moorena (links) und Coelogyne nitida (rechts)
(Foto: Claudia Hanemann)
Die Blüten sind eine gelungene Mischung aus beiden Elternteilen, auf die ich nun noch näher eingehen möchte.
Coelogyne mooreana ist eine sehr anpassungsfähige, wüchsige und blühfreudige Orchidee aus etwa 1 300 – 2 000 Metern Höhe in Vietnam. Wilhelm Micholitz hatte die Pflanze 1904 für die berühmte britische Gärtnerei Sander & Sons gesammelt. Die Erstbeschreibung wurde 1907 von Rolfe veröffentlicht. Coelogyne mooreana kann mehrmals im Jahr blühen und einige Klone duften auch, bei meinen Pflanzen konnte ich noch keinen Duft feststellen. Es gibt von Coelogyne mooreana mehrere prämierte Klone und eine alba-Farbform, die ich bereits als “Orchidee der Woche” vorgestellt habe. Die Art ist mittelgroß und bevorzugt kühle Bedingungen, sie mag es hell und toleriert auch vollsonnige Kultur. Mit den in Deutschland warmen bis heißen Sommern hat Coelogyne mooreana keine Probleme, sie braucht dann viel Wasser und mag es gern luftig, weswegen Freiluftkultur empfehlenswert ist.
Coelogyne nitida (Synonym Coel. ochracea) wurde von John Lindley im Jahr 1824 erstbeschrieben. Sie wächst als Epiphyt oder manchmal auch als Lithophyt in Nepal, Bhutan, Myanmar, Nordostindien, Bangladesch, China (Yunnan), Thailand und Laos auf Bäumen und moosigen Felsen in Höhenlagen von 1 300 bis 2 600 Meter unter kühlen bis kalten Temperaturbedingungen und blüht im Frühjahr aus den sich bildenden Neutrieben mit gleichzeitig öffnenden Blüten und auffälligem Honigduft. Von dieser Art gibt es eine alba und eine semialba-Variation. Man kann Coelogyne nitida unter vergleichbaren Bedingungen kultivieren wie Coel. mooreana, allerdings bevorzugt Coel. nitida halbschattige Kultur.
Den Standortbedingungen der Elternpflanzen zufolge kann man annehmen, dass sich auch die Hybride unter kühleren Bedingungen im Winter wohlfühlt, was sich in meiner Kultur bestätigt. Sie toleriert ähnlich wie Coelogyne mooreana auch viel Sonne, sollte im Sommer aber trotzdem in den Mittagsstunden schattiert stehen, da sie sonst zu Brandflecken neigt, die zwar in erster Linie ein optisches Problem darstellen, aber bei zu feuchter Umgebungsluft auch Bakterien und Pilzen den Befall der Pflanze erleichtern.
Mein Fazit: Insgesamt eine sehr hübsche, leicht zu haltende Hybride, die sehr gut für Anfänger geeignet ist und auch auf der Fensterbank wunderbar gedeiht!
Habitus von Coelogyne n. r. (Coel. mooreana × Coel. nitida)
(Foto: Thomas Jacob)