Chiloschista parishii

Chiloschista parishii

Chiloschista parishii ‘Zoltan’ SM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Autor/in: Thomas Jacob
Veröffentlicht: 17.08.2020

Der dänische Diplomat und Botaniker Gunnar SEIDENFADEN beschrieb die Art in „Opera Botanica 95: 176 (1988)“. SEIDENFADEN hat nicht nur selbst zahlreiche Arten beschrieben, zu seinen Ehren wurden auch fünf Gattungen nach ihm benannt – Seidenfadenia, Gunnarella, Gunnarorchis, Seidenfadeniella und Seidenfia. Seine hochwertigen botanischen Zeichnungen können heute im Naturkundemuseum von Kopenhagen bestaunt werden. Der Gattungsname Chiloschista setzt sich aus den griechischen Wörtern cheîlos (Lippe, Rand) und schistós (gespalten) zusammen. Aufgrund des zweigeteilten Labellums bei Blüten dieser Art scheint der Name sehr passend. Mit dem Artnamen parishii ehrte SEIDENFADEN den britischen Orchideensammler PARISH.

Chiloschista parishii ist heimisch in Asien. Sie wächst dort epiphytisch in laubabwerfenden trockenen Tieflandwäldern in Thailand, Vietnam, Myanmar, Indien und den Königreichen des Himalayas. Die Habitate sind eher trocken mit wenig Niederschlägen in Form von Regen. Dafür herrscht ganzjährig eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, die von der Art über die Wurzeln aufgenommen wird. Durch die tief gelegenen Standorte von Meereshöhe bis auf 700 m herrschen ganzjährig warme Temperaturen. Besonders im Winter, wenn die Bäume ihr Laub abgeworfen haben, sind die Pflanzen oft der direkten Sonne ausgesetzt.

Chiloschista parishii

Chiloschista parishii ‘Erika’ erhielt die Goldmedaille für den Kulturzustand – ein wirklich hervorragend kultivierter Klon
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Chiloschista parishii

Chiloschista parishii ‘Jimmy’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Meist ist Chiloschista parishii vollkommen blattlos. Gelegentlich bilden sich im Sommer ein paar ganz kleine Blätter. Vor der Blüte im Frühjahr werden diese aber immer abgeworfen. Somit bestehen die Pflanzen lediglich aus dicken Epiphytenwurzeln, mit denen sie sich nicht nur an den Bäumen festhalten und Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen, sondern auch Photosynthese betreiben. Im trockenen Zustand sind die Wurzeln silbrig, wenn sie sich mit Wasser vollgesogen haben, färben sie sich grün. Im Frühjahr entstehen die Infloreszenzen, die ca. 20 cm lang werden und gelegentlich verzweigen. Im Abstand von wenigen Zentimetern sitzen wechselständig kleine Blüten, die in der Farbe variieren können, meist ist die Farbe Gelb mit vertreten. Zugegeben ist die exakte Bestimmung der Art innerhalb der Gattung sehr kompliziert und definitiv nicht mein Fachgebiet. Bei der von mir gezeigten Pflanze wurden Zweifel angemeldet, ob es sich wirklich um die Art parishii handelt oder nicht. Von einem Orchideenfreund, der sich viel mit der Gattung Chiloschista beschäftigt hat, wurde die Zuordnung wiederum bestätigt. Ich selbst habe davon zu wenig Ahnung, um es mit hundertprozentiger Sicherheit sagen zu können! Die Blüten öffnen sich nach und nach über einen längeren Zeitraum. Durch die Langlebigkeit der einzelnen Blüten entsteht dadurch eine sehr lange Blühdauer, die über Monate gehen kann.

Chiloschista parishii sollte immer aufgebunden kultiviert werden, damit die Wurzeln sehr schnell abtrocknen können und die Pflanze ausreichend Möglichkeiten zur Photosynthese hat. Schließlich hat die Art ja keine Blätter, die bei anderen Pflanzen diesen Vorgang ermöglichen. Im Topf bleibt es selbst mit sehr grober Rinde meist zu lange feucht, sodass die Wurzeln zu faulen beginnen. Meine Pflanze bekam ich aufgebunden auf ein Stück Holz, an dem sie sich mit ihren dicken und festen Wurzeln angeheftet hatte. Selbst in feuchtem Zustand würden sich die Wurzeln nur äußerst schwer vom Holz lösen lassen. Deshalb sollte ein Material gewählt werden, das sich nur sehr langsam zersetzt, damit Chiloschista parishii dort über viele Jahre verweilen kann.

Am besten wäre natürlich ein Gewächshaus oder eine große Orchideenvitrine, um die Art zu kultivieren, da sie eigentlich eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit benötigt. Ich habe beides nicht und versuche es deshalb im Wohnraum. Ob die Kultur dort über viele Jahre erfolgreich sein wird, weiß ich noch nicht, da ich die Pflanze erst seit zwei Jahren besitze. Bisher klappt es trotz einem Wolllausbefall im letzten Jahr allerdings sehr gut, sodass ich optimistisch bin. Im Wohnraum ist das größte Problem, dass die Luftfeuchtigkeit meist nicht so hoch ist, wie die Pflanze es eigentlich gerne hätte. Aus diesem Grund hängt meine Chiloschista parishii in einer großen Glasvase, die im unteren Bereich mit etwas Wasser gefüllt ist. Während der Blüte muss ich sie allerdings mithilfe eines Rankgitters etwas über die Glasröhre holen, da die Infloreszenzen keinen Platz in der Vase hätten. In dieser Zeit wird sie dann täglich mindestens einmal für 5-15 Minuten in ein Wasserbad gelegt, damit sich die Wurzeln richtig voll Wasser saugen können. In der Glasröhre hängend wird sie im Winter täglich etwas besprüht und manchmal auch vergessen… An den extrem heißen Tagen im Sommer fülle ich zusätzlich so viel Wasser in die Röhre, dass die längsten zwei bis drei Wurzeln ein klein wenig darin hängen.

Chiloschista parishii

Chiloschista parishii ‘Zoltán’ SM(K)/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)

Chiloschista parishii

Meine Pflanze erhielt ich als Chiloschista parishii. Nach dem Beitrag wurden Zweifel laut, dass es sich hierbei nicht um Chiloschista parishii handelt, weswegen ich die übrigen Fotos meiner Pflanze entfernt habe.
(Foto: Thomas Jacob)

Das Wasser hat im Normalfall einen geringen Leitwert, um die 180 µS. Ein- bis zweimal im Monat – während des Sommers – gibt es ein ausgiebiges Tauchbad. Dazu dünge ich das Wasser auf einen Leitwert von ungefähr 400 µS auf. Während der Wintermonate erhält Chiloschista parishii bei mir keinen Dünger. Direkte Sonneneinstrahlung versuche ich ganzjährig zu vermeiden, da sich die Luft in der Glasröhre sehr schnell erhitzen und besonders im Sommer dann zu warm würde. Auch wenn Chiloschista parishii zu den warm zu kultivierenden Orchideen gehört, sollte sie nicht in einer Glasröhre durchgegart werden. Temperaturen bis an die 40 Grad werden aber sehr gut vertragen. Auch ohne direkte Sonne kultiviere ich meine Pflanze aber wirklich sehr hell. Die Nächte sollten nicht allzu kühl werden. In meinem Kulturraum fällt die Temperatur nie unter 16 Grad. Ein wirklich großes Problem stellt natürlich ein längerer Urlaub dar. Für diese Zeit ist es zwingend nötig, dass man jemanden hat, der die Pflanze während der Abwesenheit versorgt. Ich hatte mir überlegt, ob es mit einem Vernebler (Luftbefeuchter), der auf die Pflanze gerichtet wird und fast dauerhaft läuft, vielleicht möglich wäre, sie während der Abwesenheit zu versorgen. Ausprobiert habe ich das aber noch nicht.

Auch wenn die Zimmerkultur etwas aufwendiger ist, möchte ich meine Chiloschista parishii nicht mehr hergeben. Die zahlreichen kleinen Blüten halten über viele Wochen und duften zart blumig. Viel Erfolg beim Kultivieren!