Cattleya labiata ‘Vilbella’ SM/D.O.G.
(Foto: Monika Eckert)
Im Jahr 1817 sammelte William SWAINSON in Brasilien einige Pflanzen dieser wunderschönen Art. SWAINSON war eigentlich Ornithologe, Malakologe und Künstler, beschäftigte sich also eher mit Vögeln und Weichtieren, sammelte bei seinen Reisen aber auch immer wieder Pflanzen, Insekten und andere Lebewesen, die er dann mit in seine britische Heimat brachte. Auf diesem Weg erhielt William CATTLEY aus England eine der gesammelten Pflanzen, die im November 1818 erstmalig bei ihm blühte. SWAINSON schickte mehrere dieser ausdrucksvollen Orchideen zu John LINDLEY, der sie im Jahre 1824 in seiner „Collectanea Botanica“ erstmalig beschrieb und sie William CATTLEY zu Ehren Cattleya und der eindrucksvollen Lippe wegen labiata nannte. Danach galt die Art lange Zeit als ausgestorben, bis sie in den 1880er Jahren wiederentdeckt wurde. Cattleya labiata hat ein recht großes Verbreitungsgebiet in den nordostbrasilianischen Bundesstaaten Ceará, Paráiba, Pernambuco, Alagoas and Piauí in Höhenlagen von 600 bis 1 000 Metern.
Cattleya labiata f. semialba ‘Vilbella’ SM/D.O.G.
(Foto: Monika Eckert)
Cattleya labiata f. coerulea ‘Eisenheim’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Die Pflanzen kommen in drei verschiedenen Lebensräumen vor, darunter eine saisonal tropische Regenwaldzone in Küstennähe, eine tropische Zone mit laubabwerfendem Wald etwas weiter landeinwärts und eine Dornbuschzone, die sehr weit im Landesinneren liegt. Cattleya labiata wächst normalerweise unter hellen Bedingungen in den Kronen alter Bäume. Gelegentlich findet man sie aber auch auf Steinen (lithophytisch) im Schatten oder in der Sonne. Pflanzen sind in der Regel vor praller Sonne geschützt, aber nicht immer. Wenn sie in voller Sonne wachsen, entwickeln die Blätter und Pseudobulben eine schützende rötlich braune Farbe und die Blüten sind intensiver gefärbt.
Cattleya labiata bildet bis zu 30 cm lange Pseudobulben aus, auf denen jeweils ein einzelnes, festes Blatt sitzt. Im Herbst und frühen Winter ist Hauptblütezeit. An einer kurzen Infloreszenz entwickeln sich dann meist 2-5 Blüten, die zart bis kräftig purpurn gefärbt sind und einen Durchmesser von bis zu 15 cm erreichen können.
Wie bereits erwähnt, benötigt Cattleya labiata sehr viel Licht, wobei direkte Mittagssonne unschattiert nicht gut vertragen wird. Ein vor Mittagssonne geschützter Bereich im Freien ist ab Mai sehr gut geeignet, da C. labiata eine nächtliche Temperaturabsenkung und viel Frischluft braucht, was gerade im Sommer in der Wohnung oft schlecht zu realisieren ist. Unmöglich ist es aber nicht, diese wunderschöne Art erfolgreich ganzjährig auf der Fensterbank zu kultivieren.
Während der Wachstumsphase braucht Cattleya labiata reichlich Wasser. Das Substrat sollte jedoch grob und luftig sein, damit die Wurzeln schnell wieder abtrocknen können. Auch gedüngt werden kann in dieser Zeit etwas mehr als bei vielen anderen Orchideen. Bei jedem zweiten Gießen darf die Düngerkonzentration ruhig auf eine Leitfähigkeit von 400-500 Mikrosiemens angehoben werden, wenn der Topf zwischendurch ausgiebig mit salzarmem Wasser (z. B. Regenwasser) durchgespült wird. Nachdem die Neutriebe ausgewachsen sind und die Pflanze in eine kurze Ruhephase geht, sollten die Wasser- und Düngergaben reduziert werden.
Cattleya labiata ‘Eisenheim‘ BM/DOG
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Cattleya labiata ‘Ipanema’ SM/D.O.G. – ein hervorragend kultivierter Klon
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Nach ca. vier bis acht Wochen ‒ meist zwischen September und Dezember ‒ blüht Cattleya labiata. Danach macht sie eine ausgeprägte Ruhezeit durch, in der sie noch etwas trockener gehalten und nicht mehr gedüngt wird. Diese Ruhezeit ist wichtig, damit der Blütenflor im darauffolgenden Jahr prächtig wird und die Pflanze gesund bleibt. Mäßige Wassergaben und Temperaturen zwischen 12 und 18 Grad sollten bis zum Erscheinen der Neutriebe im Frühjahr eingehalten werden.
Die Frage nach dem richtigen Substrat lässt wieder viele Antworten zu. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit gleichmäßig im Topf verteilt wird und keine Staunässe entsteht. Sowohl organisches wie auch mineralisches Substrat funktioniert gut. Da Cattleyen Epiphyten sind, sollte auch eine gute Luftzirkulation an den Wurzeln gewährleistet sein. Getopft werden sollte ausschließlich im Frühjahr, wenn die Neutriebe erste kleine Wurzeln zeigen. Alttriebe bilden keine neuen Wurzeln aus. Wichtig ist auch, dass die Pseudobulben nicht im Substrat „vergraben“, sondern lediglich auf das Substrat „aufgesetzt“ werden, da die Pseudobulben sonst schnell faulen oder verpilzen.
Cattleya labiata f. coerulea
(Foto: Monika Eckert)
Cattleya labiata f. alba
(Foto: Monika Eckert)
Cattleya labiata in einer Gärtnerei Ende Oktober
(Foto: Monika Eckert)