Die Blüten von Bulbophyllum taiwanense leuchten orangefarben
(Foto: Werner Holzmann)
Ursprünglich wurde die Art 1935 vom japanischen Botaniker Noriaki FUKUYAMA als Cirrhopetalum taiwanense beschrieben. 1973 überführte sie der Japaner NAKAJIMA zusammen mit einigen anderen Arten der Gattung Cirrhopetalum in die Gattung Bulbophyllum. Bis heute ist Bulbophyllum taiwanense der von World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) anerkannte Name. Im Handel tauchen Pflanzen der Art aber auch heute noch als Cirrhopetalum taiwanense auf. Diese Bezeichnung ist ein Synonym, aber nicht falsch. Der Name Bulbophyllum leitet sich aus den altgriechischen Wörtern βολβος (bolbos) und Φυλλων (phyllon) ab. Bolbos lässt sich mit Birne übersetzen, phyllon ist das Wort für Blatt. Da die Pseudobulben ein wenig an Birnen erinnern, auf denen ein Blatt sitzt, ist der Gattungsname leicht nachvollziehbar. Der Artname sollte auch für Menschen ohne großes Latinum zu übersetzen sein, taiwanense, da die Art auf Taiwan heimisch ist.
Bulbophyllum taiwanense – die Petalen und das dorsale Sepalum sind am Rand mit feinen, haarartigen Fortsätzen bestückt.
(Foto: Werner Holzmann)
Habitus von Bulbophyllum taiwanense
(Foto: Werner Holzmann)
Bulbophyllum taiwanense wächst epiphytisch in den Regenwäldern Taiwans. Die Vorkommen reichen bis auf 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Das Klima ist vom Monsun geprägt, wobei es ganzjährig Niederschläge gibt. Während der Monsunzeit sind diese besonders ausgeprägt. Trockene, regenfreie Zeiten gibt es gar nicht. Bulbophyllum taiwanense bevorzugt helle Standorte, die jedoch vor direkter Mittagssonne geschützt sind. Die immergrünen Bäume des Regenwaldes schattieren die kleinwüchsigen Pflanzen und sorgen dafür, dass ihr Laub nicht verbrennt. Die Temperaturen sind ganzjährig sehr mild. In höheren Lagen kann es gelegentlich etwas kühler werden.
Bulbophyllum taiwanense bildet längere Rhizomabschnitte zwischen den Pseudobulben aus und hat dadurch einen kriechenden Wuchs. Im Laufe der Jahre entsteht ein kleiner Teppich aus Pseudobulben. Auf jeder dieser kleinen eiförmigen Pseudobulben sitzt ein einzelnes kurzes Blatt, das dunkelgrün und stark glänzend ist. Die Infloreszenzen entspringen meist im Frühjahr an der Basis der Pseudobulben und werden bis zu 10 cm lang. Sie tragen bis zu acht zarte Blüten, die in leuchtenden Orangetönen gefärbt sind. Die Ränder der Petalen und des dorsalen Sepalums sind mit haarartigen Fortsätzen besetzt.
Werner Holzmann kultiviert sein Bulbophyllum taiwanense schon über 10 Jahre. In den ersten Jahren war die Pflanze in Rindensubstrat getopft. Zwar wuchs sie ordentlich, aber blühen wollte sie nicht. Da der kriechende Wuchs eigentlich gegen eine Kultur im Topf spricht, entschied er sich vor einigen Jahren dazu, die Pflanze aufzubinden. Hierzu nahm er Xaxim, ein dunkles poröses Material aus Baumfarn, das speziell in der Terraristik oft Verwendung findet. Es nimmt gut Feuchtigkeit auf und gibt diese langsam wieder ab. Zudem hängte er die aufgebundene Pflanze in die oberste Reihe in seiner Vitrine, direkt ans Licht. Dort ist es nicht nur heller, sondern auch wärmer als am Boden, wo das noch getopfte Bulbophyllum taiwanense vorher stand. Nur einige Wochen nach dem Aufbinden und Versetzen der Pflanze bildete sich erstmalig unter Werners Kultur eine Infloreszenz. Seitdem blüht die Pflanze regelmäßig und intensiv – immer im Frühjahr.
Täglich sprüht er die Pflanze mit salzarmem Wasser gut an, sodass das Xaxim (spricht sich “Schaschim”) immer leicht feucht ist. Mehrmals täglich laufen kleine Ventilatoren, die dafür sorgen, dass die Blätter und Pseudobulben abtrocknen können und nicht zu faulen beginnen. Alle vier Wochen gibt es etwas Dünger mit ins Wasser. Der Leitwert des Düngerwassers liegt bei 150-200 µS.
Infloreszenz von Bulbophyllum taiwanense
(Foto: Werner Holzmann)
Werner kultiviert Bulbophyllum taiwanense aufgebunden in seiner Orchideenvitrine. Die Pflanze hängt sehr nah an der Beleuchtung.
(Foto: Werner Holzmann)
Natürliches Tageslicht erhalten die Pflanzen in seinem Orchidarium nicht. Er beleuchtet ausschließlich mit Kunstlicht. Derzeit nutzt er dafür noch eine Leuchtstoffröhre, die speziell auf die Kultur von Pflanzen ausgelegt ist. Aufgrund des Stromverbrauchs und des Umweltschutzes ist eine Umstellung auf LED-Lampen geplant. Ein weiterer Vorteil von LED-Lampen ist, dass sie kaum Temperatur erzeugen, was bei kühler zu kultivierenden Pflanzen natürlich deutlich besser ist, für das scheinbar wärmeliebende Bulbuphyllum wird sich dann zeigen, ob es weiterhin so blühfreudig bleibt. Leuchtstoffröhren können sehr heiß werden und je nach Anbringung die Vitrine stark aufheizen. Die Temperaturbedingungen in der Vitrine sind kühl-temperiert, da sie in einem unbeheizten Raum steht, in dem das Fenster nur bei Frost geschlossen wird. Die obere Reihe erhält allerdings deutlich mehr Wärme von der Leuchtstoffröhre, sodass die Tagestemperaturen dort ganzjährig im warmen Bereich liegen. Nachts, wenn das Licht ausgeht, kommt es zu einer starken Absenkung der Temperaturen, was von vielen Orchideen zur Blüteninduktion verlangt wird.
Die leuchtend orangefarbenen Blüten sind ein echter Hingucker im Frühjahr! Viel Erfolg beim Kultivieren!