Bulbophyllum barbigerum – Blüte mit gefranster Lippe
(Foto: Martin Kirsch)
Bulbophyllum ist mit ca. 2 000 Arten die größte Orchideengattung und in den tropischen Regionen aller Kontinente der Südhalbkugel verbreitet. Die Art Bulbophyllum barbigerum kommt in West- und Zentralafrika vor und wurde von John Lindley bereits 1837 beschrieben. Jeder Trieb dieser Art besteht aus einer deutlich abgeflachten Pseudobulbe mit einem einzelnen Blatt, das zwischen 4 – 8 cm lang ist. Die Pseudobulben bilden mit den Jahren Ketten, die herunterhängen. Bulbophyllum barbigerum blüht mit langen Rispen, an denen sich nacheinander von unten nach oben braune Blüten öffnen, die jeweils ca. 2 cm groß sind. An einer Rispe sind meist 4 – 8 Blüten gleichzeitig geöffnet. Das Hauptmerkmal der Blüten ist die stark gefranste Lippe, die auch zum Namen barbigerum, das bedeutet bärtig, führt. Schon ein leiser Luftzug lässt die, wie bei Bulbophyllum üblich, beweglich aufgehängte Lippe wedeln. Einen unangenehmen Duft, typisch für viele Bulbophyllen, kann ich an unserer Pflanze nicht wahrnehmen, obwohl er in der Literatur beschrieben wird.
Habitus von Bulbophyllum barbigerum
(Foto: Martin Kirsch)
Die Rispe von Bulbophyllum barbigerum blüht nacheinander von unten nach oben.
(Foto: Martin Kirsch)
Die Kultur erfolgt bei uns wegen des hängenden Wuchses aufgebunden auf Kork. Dabei sollte man die Unterlage groß genug wählen und die Pflanze oben befestigen, um das Wachstum einiger Jahre aufnehmen zu können, die Pflanze ist sehr wüchsig. Bei uns wird sie ganzjährig in der Wohnung kultiviert, in der es immer warm ist. Die Temperaturen in der Küche, in der sie hängt, fallen auch nachts nicht unter 19 °C.
Die Pflege ist bei der aufgebundenen Pflanze in der Wohnung etwas aufwendiger, sie wird jeden Morgen komplett nass gesprüht. Dafür verwende ich Regenwasser oder Osmosewasser gemischt mit 10 – 15% Leitungswasser. Dieses Basiswasser hat eine Leitfähigkeit von 70 – 100 µS/cm und wird 2 – 3 Mal pro Woche mit Dünger versetzt, im Sommer bis zu einer Leitfähigkeit von 500 µS/cm, im Winter ca. 300 µS/cm. Die Pflanze hängt an einem raumhohen Fenster mit 3 Flügeln nach Westen, 20 cm hinter der Scheibe, erhält also recht viel Licht. Im Sommer wird allerdings über Mittag schattiert. Unter diesen Bedingungen entwickelt die Pflanze zweimal im Jahr neue Triebe, von denen aber nur der Frühjahrstrieb im Spätsommer blüht. Auch wenn die einzelne Blüte nur etwa 10 Tage hält, kann die Blütezeit bei längeren Rispen 6 – 8 Wochen dauern. Nach meinen Erfahrungen ist Bulbophyllum barbigerum zwar nicht der spektakulärste Blüher dieser Gattung, aber eine robuste und wüchsige Art, die sich gut in der Wohnung kultivieren lässt und zuverlässig blüht.
Links:
Kew Garden Plants of the Wold Online
Internet Orchid Species Photo Encyclopedia