Habitus von Bulbophyllum grandiflorum
(Foto: Thomas Jacob)
Der deutsch-niederländische Botaniker Carl Ludwig Ritter von BLUME, der sich hauptsächlich mit der Erforschung der Orchideen Indonesiens befasste, beschrieb die Art erstmalig als Bulbophyllum grandiflorum im Jahr 1849 in “Rumphia”. Trotz zahlreicher Umkombinationen, unter anderem in die Gattungen Sarcopodium und Hyalosema, ist Bulbophyllum grandiflorum bis heute der von Kew akzeptierte Name. Der Name Bulbophyllum leitet sich aus den altgriechischen Wörtern βολβος (bolbos) und Φυλλων (phyllon) ab. Bolbos lässt sich mit Birne übersetzen. Phyllon ist das Wort für Blatt. Da die Pseudobulben ein wenig an Birnen erinnern, auf denen ein Blatt sitzt, ist der Gattungsname leicht nachzuvollziehen. Der Artname lässt sich auch leicht ohne große Kenntnisse in Latein oder Altgriechisch übersetzen. “Große Blüte” oder “großblütig” ist die Übersetzung hierzu, die ebenfalls sehr passend für die Art ist.
Eine Knospe von Bulbophyllum grandiflorum ‘Deggendorf’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Bulbophyllum grandiflorum ‘Brigitte’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Beheimatet ist die Art in Sumatra, Sulawesi, Neu Guinea und den Molukken. Sie kommt dort in immerfeuchten Regenwäldern des Tieflands unter warmen bis heißen Bedingungen vor. Die Standorte liegen zwischen 100 und ca. 800 Meter über dem Meeresspiegel. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch und die Luftfeuchtigkeit ist ebenfalls ganzjährig sehr hoch. Bulbophyllum grandiflorum wächst ausschließlich epiphytisch, meist in den unteren Bereichen der großen Baumstämme. Durch das Laub der immergrünen Bäume sind die Pflanzen am Naturstandort vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Dennoch ist die Lichtintensität in diesen Wäldern sehr hoch.
Wie oben schon erwähnt bildet Bulbophyllum grandiflorum birnen- bis eiförmige Pseudobulben aus, auf denen ein einzelnes sehr festes und fleischiges Blatt sitzt. Das Laub ist dunkelgrün und hat einen zarten Glanz. Die Rhizomabschnitte zwischen den Pseudobulben sind nur wenige Zentimeter lang. Im Herbst erscheinen die Infloreszenzen an der Basis von frisch ausgewachsenen Pseudobulben, die ca. 20 cm lang werden und sehr aufrecht wachsen, sodass die Blüten beim Aufblühen etwas über dem Laub stehen. Jede Infloreszenz trägt eine einzelne Blüte und ähnelt auf den ersten Blick nicht einer Orchidee, wie wir sie kennen. Die großen Blüten haben seitlich zwei nach vorne gerichtete flächige Sepalen. Das dorsale Sepalum hängt von oben schützend darüber. Zwischen den drei überdimensionalen Blütenteilen befindet sich das Labellum, das, wie bei vielen Bulbophyllen, beweglich ist. Es imitiert ein sich bewegendes Insekt und lockt damit potentielle Bestäuber an. Gefärbt sind die Blüten in einem Gelbton, der in großen Teilen von einem Rotbraun überdeckt wird. Die Petalen sind bei dieser Art stark verkümmert und kaum zu sehen. Die Blüten haben einen leichten Duft, der nicht ganz so unangenehm ist wie bei manch anderen Bulbophyllen.
Detailansicht der Blüte von Bulbophyllum grandiflorum
(Foto: Thomas Jacob)
Bulbophyllum grandiflorum ‘Wössen’ BM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Das Substrat für Bulbophyllum muss unbedingt sehr gut drainert sein und darf nicht zu nass werden, da die Pseudobulben sonst sehr schnell faulen. Aus diesem Grund nutze ich für meine größeren Bulbophyllen mittlere und grobe Rinde, gemischt mit Perlite. Gerne verwende ich auch transparente Töpfe, um den Zustand der Wurzeln und auch die Feuchtigkeit im Topf besser kontrollieren zu können. Wenn zwei Drittel des Topfes abgetrocknet sind, wird wieder gewässert. Ob getaucht oder durchdringend gegossen wird, muss jeder für sich entscheiden. Wichtig ist nur, dass sich keine Staunässe bildet und der Pflanzstoff sehr gut und schnell antrocknen kann. Je nach Temperatur trocknet mein Topf nach 5-10 Tagen ab, danach tauche ich wieder. Auch aufgebundene Kultur ist grundsätzlich möglich. Bedingt durch die Größe von Bublbophyllum grandiflorum ist für die Pflege im Wohnraum der Topf aber die bessere Lösung. Wer ein Gewächshaus oder eine große Vitrine besitzt, kann es auch aufgebunden problemlos kultivieren.
Ich dünge von Frühjahr bis Herbst bei jeder Wassergabe mit ca. 300 – 400 µS. Gelegentlich auch etwas mehr. Zwischendrin wird der Topf auch mal mit klarem Wasser durchgespült. Da ich im Winter keine zusätzliche Beleuchtung in Form von LEDs oder Leuchtstoffröhren nutze, dünge ich in dieser Zeit gar nicht. Der Stoffwechsel der Pflanze ist im Winter in unseren Breitengraden stark heruntergefahren, da nur sehr wenig Licht zur Verfügung steht. Für diese Zeit genügen die Salze, die sich im Laufe des Sommers im Pflanzstoff abgelagert haben.
Bulbophyllum grandiflorum
(Foto: Thomas Jacob)
Bulbophyllum grandiflorum
(Foto: Thomas Jacob)
Der Lichtbedarf von Bulbophyllum grandiflorum ist nicht extrem hoch, da es am Naturstandort in immergrünen und schattigen Wäldern auf Bäumen sitzend wächst und kaum der direkten Sonne ausgesetzt ist. Bei mir steht die Pflanze an der Ostseite und bekommt ein wenig Morgensonne ab, das verträgt sie gut. Aber auch schattierte Süd- oder Westseite ist möglich. Da die nächtlichen Temperaturen am Standort nur selten unter 15-20 Grad fallen, steht mein Bulbophyllum grandiflorum ganzjährig im Haus. Im beheizten Zimmer sinken die Temperaturen im Winter nachts nicht unter 15 Grad, meist liegen sie aber auch dann noch bei 17-18 Grad Minimum. Die Hitze im Sommer wird sehr gut vertragen.
Obwohl an den Naturstandorten ganzjährig eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, kommt dieses recht unkomplizierte Bulbophyllum auch mit etwas trockener Luft ganz gut zurecht. Bei guter Pflege und dem richtigen Standort ist es ein zuverlässiger Blüher, der uns im Herbst mit mehreren Infloreszenzen belohnen kann. Die großen Blüten von Bulbuphyllum grandiflorum sind ein echter Blickfang. Viel Erfolg beim Kultivieren!