Angraecum viguieri ‘Fredensborg’ SM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Erstbeschreibung und Autor
Die Art Angraecum viguieri Schltr. wurde 1922 von dem deutschen Botaniker Friedrich Richard Rudolf SCHLECHTER (1872-1925) in “Repertorium Specierum Novarum Regni Vegetabilis“ 18: 326 (1922) beschrieben und dem französischen Botaniker René VIGUIER (1880-1931) gewidmet. 2013 wurde das homotypische Synonym Rudolfangraecum viguieri (Schltr.) Szlach., Mytnik & Grochocka in “Biodiversity: Research and Conservation“ 29: 22 (2013) beschrieben.
Angraecum viguieri ‘Herlyn’ SM(K)/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Angraecum viguieri ‘Herlyn’ SM/D.O.G.
(Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft)
Habitat und Vorkommen
Angraecum viguieri kommt endemisch auf Madagaskar vor. Als Standorte werden das zentrale und das östliche Madagaskar angegeben. Der überlieferte Fundort für das Typusexemplar der Erstbeschreibung ist der Analamazaotra-Wald im östlichen Hochland Madagaskars. Die Region wird mittlerweile als Nationalpark geführt. Angcm. viguieri wächst epiphytisch in etwa 900 Metern über Küstenniveau an zum Teil vollsonnigen Plätzen. In den Regionen gibt es mitunter Regen- und Trockenzeiten, die Luftfeuchtigkeit liegt dennoch ganzjährig konstant um 80%. Die Blütezeit wird für den Naturstandort im November angegeben.
Beschreibung von Habitus und Blüte
Die Pflanze wächst relativ streng aufrecht und gewinnt dadurch mit zunehmendem Alter an Länge. Dennoch kann Angraecum viguieri laut manchen Quellen bereits mit geringer Höhe von etwa 10-15 cm blühen. Mit zunehmender Größe können sich bei der Art auch Seitentriebe am Hauptspross entwickeln, die ebenfalls Blüten bilden können. Der Umfang des Sprosses beträgt ca. 2,5-3 cm und die Blätter erreichen bei ausgewachsenen Exemplaren eine Länge von etwa 17-20 cm sowie eine Breite von etwa 1-1,5 cm. Die Blätter sind linealisch (bzw. werden von der Basis zur Spitze leicht schmaler) geformt und trotz ihrer geringen Dicke von eher steifer, fester Struktur. Die Wurzeln erscheinen hauptsächlich an der Basis der Sprossachse. Ihre Oberflächenstruktur ist unverkennbar warzig. Zusätzlich weisen die Wurzeln eine ungewöhnliche Orangefärbung auf, was insbesondere an den aktiven Wurzelspitzen zu beobachten ist. Mit ihrem aufrechten Wuchs und den schmalen Blättern sowie der wenig umfangreichen Sprossachse beansprucht die Pflanze nicht viel Platz.
Die Infloreszenzen entstehen in den Blattachseln und werden ca. 4 cm lang, bevor an ihnen eine einzelne Knospe gebildet wird. Vor dem Öffnen resupiniert die Blüte, das heißt sie dreht sich um 180 °, sodass die Lippe danach nach unten zeigt und für den Beobachter “richtig herum steht“. Die Blüte kann mit ca. 14 cm Breite (von Petalumsspitze zu Petalumsspitze) und etwa 16 cm Höhe (von der Spitze des dorsalen Sepalums bis zur Spitze eines lateralen Sepalums) eine beachtliche Größe erreichen. Der Sporn wird ca. 10 cm lang. Anders als bei den meisten Arten der Gattung Angraecum sind die Blüten bei Angcm. viguieri nicht weiß, sondern farbig. Der Farbton liegt dabei vorwiegend zwischen einem Orange, Orangebraun oder zum Teil auch einem bronzefarbenen Einschlag. Vereinzelt kann bei Blüten im Internet auch ein leichter Grünstich beobachtet werden. Gegen Abend duften die Blüten. Ihre Haltbarkeit beläuft sich auf etwa zwei Wochen.
Blütenfoto von Angraecum viguieri
(Foto: Fabian Kulka)
Die Wurzeln sind sehr uneben, fast warzenartig besetzt.
(Foto: Fabian Kulka)
Eigene bisherige Kulturerfahrungen
Anfangs musste ich bei dieser Art feststellen, dass sie relativ empfindlich auf Störungen reagiert. Denn obwohl ich zumindest eine Pflanze als bereits blühstark bekommen hatte, dauerte es noch einige Jahre, bis sie dann auch erneut zur Blüte kam. Vermutlich hing diese lange Phase ohne Blüten auch damit zusammen, dass ich die beiden Pflanzen zu Beginn wiederholt umgetopft habe. Dies hatte seinen Grund: Von anderen Besitzern dieser Art hatte ich gehört und gelesen, dass sie eine eher feuchte Kultur bevorzugt. Da ich jedoch bis jetzt nicht mit Substraten wie Sphagnum zurechtkam, verwendete ich zu Beginn feines Rindensubstrat kombiniert mit zu großen Töpfen, um Feuchtigkeit länger halten zu können. Bei einem wöchentlichen Tauchrhythmus blieb das Substrat auch gut feucht. Da mir die sehr eingeschränkte Haltbarkeit von feinem Rindensubstrat bei sehr feuchter Kultur bekannt war, holte ich die Pflanzen nach einiger Zeit wieder aus den Töpfen, um mit Erleichterung festzustellen, dass das Wurzelwachstum durchaus positiv vorangeschritten war. Dennoch wollte ich kein Risiko eingehen und nahm nun anstelle der feinen Rinde das mineralische Substrat Akadama, welches beispielsweise auch bei der Kultur von Bonsai Verwendung findet. Dieses kühlt weniger stark aus als Lava, ist dafür jedoch auch nicht so strukturstabil. Jedoch stehen meine beiden Pflanzen mittlerweile schon ein paar Jahre in diesem Substrat und sind nun beide im zeitigen Frühjahr 2018 erstmalig bei mir zur Blüte gekommen. Demnach schien die Abwägung diesbezüglich nicht ganz verkehrt gewesen zu sein. Ob daraus auch auf weitere Sicht ein Erfolg wird, bleibt aber vorerst abzuwarten.
Die Kultur erfolgt auf einer Fensterbank, die nach Südwesten ausgerichtet ist. Die Pflanzen dort werden je nach Wetterlage etwa von April bis September/Oktober schattiert. Die Temperaturen steigen dennoch im Sommer auf teils über 30°C am Tag an. Im Winter wird das Zimmer tagsüber auf normale Zimmertemperatur geheizt. Temperierte bis warme Bedingungen scheinen Angraecum viguieri demnach zu gefallen. Eine Ruhephase bezüglich der Wässerung bekommen die Pflanzen nicht. Einmal wöchentlich wird Regenwasser in den Untersetzer nachgefüllt. Die Düngung erfolgt eher sporadisch, da ich beobachtet habe, dass einige afrikanische Arten eher empfindlich auf zu viel Dünger zu reagieren scheinen. Außerdem könnten zu hohe Düngergaben zu einer Versalzung des Substrates führen, da das Wasser nur von unten angestaut wird und Salze kaum wieder ausgeschwemmt werden. Vielleicht könnte man mit regelmäßigerer Düngung jedoch das Wachstum etwas verbessern, da die Art bisher eher langsam wächst. Wie bereits weiter oben erwähnt sind die Pflanzen im Frühjahr zur Blüte gekommen. Ob dies jedes Jahr so sein wird, wird sich zeigen. Es gibt bislang jedoch keine Anzeichen dafür, dass Angcm. viguieri mehr als einmal im Jahr Blüten ausbildet.
Seitenansicht der Einzelblüte.
(Foto: Fabian Kulka)