(Foto: Thomas Jacob)
Als Limodorum imbricatum fand diese afrikanische Art erstmalig im Jahr 1805 Erwähnung und zwar im Werk “Neues Journal für die Botanik” des schwedischen Botanikers Olof Peter SWARTZ. Die korrekte Erstbeschreibung unter dem heute von KEWs World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) anerkannten Namen wurde von John LINDLEY im Jahr 1835 in seinem Werk “Edwards’s Botanical Register; or, Flower Garden and Shrubbery” publiziert. Seitdem heißt die Art Angraecum distichum, auch wenn sie in den vergangenen 200 Jahren einige Male in andere Gattungen umkombiniert wurde. Insgesamt führt KEW in seiner WSCP neun Synonyme.
(Foto: Thomas Jacob)
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Angraecum distichum kommt fast über ganz Afrika verteilt vor. Durch das große Verbreitungsgebiet, das zwischen 200 und 1600 Metern über dem Meeresspiegel liegt, wächst es in unterschiedlichen Klimazonen. Die Temperaturen sind an einigen Standorten richtig kühl, besonders in höheren Lagen. In tieferen Tälern hingegen kann es ganzjährig sehr heiß sein. Die Pflanzen siedeln dort in immergrünen Regenwäldern auf großen Bäumen, die ganzjährig Schatten spenden. Das Klima ist ganzjährig feucht mit Niederschlag.
Die kurzen, flachen und fleischigen Blätter wachsen fächerartig. Auf den ersten Blick denkt man zunächst an eine Pflanze aus der Gattung Lockhartia. Die sehr kurzen Infloreszenzen erscheinen an der Basis der neuen Blätter und entwickeln im Sommer jeweils nur eine circa 0,5 – 1 cm breite Blüte. Jedes einzelne Blatt kann mehrere Infloreszenzen hervorbringen. Dadurch blüht Angraecum distichum meist sehr reichlich. Die zarten Blüten sind sehr lang haltend und duften intensiv. Regelmäßig erscheinen Seitentriebe, die leicht abgetrennt und bewurzelt werden können.
Die Kultur funktioniert bei mir gut unter temperierten Bedingungen. Durch den großen Temperaturbereich, den Angraecum distichum in der Natur bewohnt, war ich mir anfangs etwas unsicher, unter welchen Bedingungen sie am besten kultiviert wird. Nach einigen Versuchen wächst meine Pflanze am zügigsten unter temperierten Bedingungen. Das heißt, dass die Temperaturen im Winter nicht unter 14 Grad in der Nacht sinken. Tagsüber kann es auch recht warm werden, wenn die Sonne den Raum aufheizt. Dadurch entsteht ein recht deutliches Tag-Nacht-Gefälle, das der Pflanze zu gefallen scheint. Im Sommer kann man die Art auch gut an einem schattigen Platz im Garten kultivieren.
Der Lichtbedarf ist wirklich nicht sonderlich hoch. Angraecum distichum steht bei mir mitten im Raum an einem großen Südfenster, das im Sommer schattiert wird. Direkte Sonnenstrahlen lasse ich auch im Winter nicht auf die Pflanze fallen. Da die Art auf großen, immergrünen Bäumen in dichten Regenwäldern wächst, ist sie auch am Standort nie direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt.
Der Pflanzstoff sollte niemals durchtrocknen. Besonders im Winter, wenn es etwa kühler ist, kann das Substrat oberflächlich antrocknen, bevor wieder gegossen wird. Im Sommer sollte es stets feucht gehalten werden. Das heißt, bei wirklich heißen Temperaturen kann jeden Tag gegossen werden, spätestens aber nach 3-4 Tagen. Im Winter reicht circa einmal in der Woche. Mein Gießwasser dünge ich den gesamten Sommer über auf ca. 200 Mikrosiemens/cm auf. Im Winter dünge ich gar nicht, da sich den Sommer über genug Salze im Substrat anlagern, um die Pflanze gut durch die dunkle Jahreszeit zu bringen, wenn der Stoffwechsel der Pflanze ohnehin eingeschränkt arbeitet.
(Foto: Thomas Jacob)
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Als Substrat eignet sich feine Rinde mit Perliten und etwas Holzkohle. Rinde speichert gut Wasser, Perlite lockern das Substrat etwas auf und Holzkohle schafft trockenere Bereiche, da sie nicht so viel Wasser aufnimmt und schnell abtrocknet. Auch eine Kultur in Sphagnum-Moos funktioniert gut. Aber nicht nur getopft lässt sich Angraecum distichum kultivieren. Durch seinen hängenden Wuchs ist es prädestiniert für eine aufgebundene Kultur, die allerdings ohne Vitrine oder Gewächshaus ausgesprochen mühsam ist, da sehr regelmäßig gesprüht werden muss, um die andauernde Feuchtigkeit zu erhalten.
Diese kleinwüchsige Art ist bestimmt nicht die spektakulärste aus der Familie Orchidaceae. Mich überzeugte sie durch ihren eigenartigen Wuchs und den angenehmen Duft der zahlreichen Blüten. Viel Erfolg beim Kultivieren!