Phragmipedium Fritz Schomburg ‘Dumbo’ SM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)
Die Hybride Phragmipedium Fritz Schomburg war ein Gemeinschaftsprojekt, an dem neben dem Namensgeber Fritz Schomburg zwei weitere Parteien beteiligt waren. Alfredo Manrique, der Eigentümer der peruanischen Orchideenzucht Centro de Jardinería Manrique (CJM) in Lima, kreuzte Phragmipedium kovachii mit Phragmipedium besseae bereits kurz nach der Entdeckung von Phragmipedium kovachii, da er in Südamerika den Zugang zur neu entdeckten Art hatte. Fritz Schomburg verfügte in seinem Labor in Wisconsin über die Mittel und die nötige Erfahrung, um die Samen auszusäen. Großgezogen wurden die Sämlinge dann von Glen Decker, der durch die Arbeit in seiner Orchideengärtnerei Piping Rock Orchids ein wahrer Spezialist in der Phragmipedium-Aufzucht wurde. Als Phragmipedium Fritz Schomburg dann am 07.03.2007 in das Register der Royal Horticultural Society eingetragen wurde, sorgten sie durch die Namensgebung dafür, dass alle drei Parteien darin Erwähnung fanden. Alfredo Manrique wird dort als „Originator“, also Urheber, genannt. Als „Registrant“, also die Person, die die Registrierung anmeldete, ist dort Piping Rock Orchids verzeichnet und mit dem Namen Phragmipedium Fritz Schomburg verewigten sie auch das am Gemeinschaftsprojekt beteiligte Labor von Fritz Schomburg.Wie oben schon erwähnt sind an der Kreuzung lediglich zwei Naturformen beteiligt:
- 50% Phragmipedium kovachii
- 50% Phragmipedium besseae
Eine ganze Gruppe Phragmipedium Fritz Schomburg an einem Schaustand von Franz Glanz
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium Fritz Schomburg ‚Franz‘ GM/D.O.G.
(Foto: Thomas Jacob)
Erst im Jahre 2001 wurde Phragmipedium kovachii im Norden Perus von Faustino Medina Bautista entdeckt. 2002 wurde diese imposante neue Naturform dann gleich zweimal neu beschrieben. Der Name Phragmipedium peruvianum gilt als Synonym. Die Pflanzen wachsen terrestrisch und litophytisch an steilen Kalksteinfelsen mit Humus- oder Moosauflage. Die Standorte sind meistens sehr gut drainiert und selten der vollen Sonne ausgesetzt. Die Temperaturen bewegen sich zwischen 18 und 26 Grad im Durchschnitt, wobei es im Winter auch mal deutlich kühler werden kann. In der Region, in der Phrag. kovachii wächst, gibt es fast täglich Niederschlag. Nicht immer sehr heftig, aber dafür ständig. Dadurch stehen die Pflanzen auch immer dauerfeucht und trocknen niemals aus.
Phragmipedium besseae wurde erst im Jahr 1981 entdeckt und erstmalig beschrieben. Heimisch ist die Art in Peru und Ecuador, wo sie terrestrisch, meist in der Nähe von Flüssen und Bächen wächst. Das Klima am Standort bietet ganzjährig sehr konstante Temperaturen zwischen 15 und 27 Grad. Niederschläge gibt es ebenfalls während des ganzen Jahres. Von März bis September sind diese sogar sehr häufig und regelmäßig.
Phragmipedium Fritz Schomburg kann in der Größe der Blätter und Blüten sehr variieren – je nachdem, welcher Elternteil sich mehr durchsetzt. Die Blätter können bis zu 50 cm lang werden, sind dunkelgrün und breit. Entlang der Mittellinie sind sie stark gekielt. Die Blattenden laufen spitz zu. Jeder Trieb entwickelt bis zu sechs Blätter, die wechselständig einen sehr kurzen Stamm umschließen. Die Infloreszenzen erscheinen endständig aus dem Herz des Triebs, wie bei allen Frauenschuh-Orchideen. Die Blütenfarbe variiert von leuchtend rosa bis zu intensiv violetten Farbtönen. Die Blütenform variiert nur sehr wenig. Die Blüten sind immer sehr rund und verglichen mit anderen Phragmipedien sehr groß. Bei guter Kultur und zunehmendem Alter können sie die Größe einer menschlichen Hand erreichen.
Da beide Elternteile in sehr feuchten bis nassen Gebieten wachsen, kann Phragmipdium Fritz Schomburg gut mit nassem Fuß kultiviert werden. Meine Pflanzen – ja ich habe mehrere von dieser tollen Hybride – stehen in einer Schale, die immer wieder mit etwas Wasser gefüllt wird, sobald sie ausgetrocknet ist. Zwischenzeitliches Austrocknen verhindert eine Verkeimung des Wassers, wodurch sich die Pflanze infizieren könnte. Das Substrat selbst sollte aber nicht komplett durchtrocknen. Phragmipedien haben den Ruf sehr salzempfindlich zu sein, was für einige Naturformen auch durchaus zutreffend ist. Ich habe in den letzten 10 Jahren Phragmipedium-Kultur aber die Erfahrung gemacht, dass viele Hybriden gar nicht so empfindlich auf gelöste Salze im Wasser reagieren. Meine Phrag. Fritz Schomburg bekommen in den warmen und hellen Sommermonaten teilweise aufgedüngtes Wasser, das einen Leitwert von 450 – 500 Mikrosiemens hat. Im Winter dünge ich allerdings nicht. Da gibt es klares Quellwasser mit wenig gelösten Salzen, da durch das geringe Lichtangebot während der europäischen Winter der Stoffwechsel der Pflanzen herunterfährt und dadurch nicht so viele Nährstoffe benötigt werden. Wer mit künstlicher Zusatzbeleuchtung arbeitet, kann auch im Winter düngen. Ab März steigere ich die Düngergaben langsam, bis sie im Juli/August ihren Höhepunkt erreichen. Danach wird langsam wieder weniger gedüngt. Ab Oktober dann gar nicht mehr. Den Sommer über lagern sich genügend Düngerreste im Substrat an, die die Pflanze im Winter mit Nährstoffen versorgen.
Phragmipedium Fritz Schomburg ‘Elias’ SM/DOG
(Foto: Thomas Jacob)
Phragmipedium Fritz Schomburg, bei dem ein Phrag. besseae f. flavum zur Zucht verwendet wurde
(Foto: Thomas Jacob)
Mein Standard-Pflanzstoff für Phragmipedium besteht aus einer Mischung mit Rindenanteil, Perliten, Bimskies und Holzkohle. Rinde hat den Nachteil, dass sie sich durch die ständige Feuchtigkeit recht schnell zersetzt. Allerdings werden bei diesem Zersetzungsprozess auch Nährstoffe freigesetzt. Nach zwei bis vier Jahren sollte dann aber neu getopft werden, bevor sich das Substrat zu sehr verdichtet und die Wurzeln faulen. Perlite gebe ich mit dazu, weil sie einerseits das Substrat luftig machen und andererseits gut Wasser speichern können. Bimskies gibt etwas Kalk ab und hat ebenfalls die Fähigkeit, Wasser zu speichern und weiterzuleiten. Um in dem feuchten Substrat für etwas trockenere Stellen zu sorgen, nutze ich die Holzkohle, die sich nicht mit Wasser vollsaugt und dadurch trockener bleibt. Die Körnung aller Bestandteile sollte nicht zu fein, aber auch nicht zu grob sein, je nach Topfgröße Körnungen von 5 bis 18 mm. Auch in rein mineralischen Substraten, in Sphagnum-Moos oder Steinwollwürfeln fühlt sich Phragmipedium Fritz Schomburg wohl. Ich habe schon einiges ausprobiert und die Erfahrung gemacht, dass es nur wichtig ist, dass viel Wasser vom Substrat aufgenommen und gehalten werden kann.
Phragmipedien mögen es hell, aber keine direkte Mittagssonne. Sonnenschein am Morgen oder Abend wird gut vertragen, wenn er nicht zu lange auf die Blätter brennt. Werden diese gelblich, muss unbedingt schattiert oder die Pflanze umgestellt werden. Nachts können die Temperaturen auf 10 Grad fallen, müssen sie aber nicht. Phragmipedium Fritz Schomburg wächst sehr gut bei normalen Zimmertemperaturen – auch in beheizten Räumen mit etwas trockener Luft, wenn regelmäßig gelüftet wird. Bei zu wenig Frischluft oder Luftbewegung können sich Pilze bilden, die die Pflanze sehr schwächen und im Extremfall auch töten können, wenn nicht mit einem Pilzmittel behandelt wird.
Alles in allem ist Phragmipedium Fritz Schomburg ein wirklich unkomplizierter und sehr blühwilliger Frauenschuh, der durch eine enorme Blütengröße und Farbintensität sofort ins Auge fällt. Die Blühdauer erstreckt sich über mehrere Wochen, da er neue Knospen hervorbringt, noch bevor die aktuelle Blüte verwelkt ist. Je älter die Pflanzen werden, desto mehr Blüten bilden sie, teilweise verzweigen sich die Infloreszenzen im Alter bei sehr guter Kultur.
Phragmipedium Fritz Schomburg ist ein absolutes Must-Have für Liebhaber von Frauenschuh-Orchideen und sollte deshalb in keiner Sammlung fehlen! Viel Erfolg beim Kultivieren!