Sarcochilus ceciliae – Einzelblüte
(Foto: Thomas Jacob)
Der deutsch-australische Botaniker Ferdinand Jacob Heinrich von MUELLER belegte neben seinem Pharmaziestudium an der Universität in Kiel auch das Fach Botanik und promovierte 1847 darin. Noch im gleichen Jahr wanderte er aus gesundheitlichen Gründen nach Australien aus und beschrieb die dort heimische Art Sarcochilus ceciliae erstmalig1865 in “Fragmenta phytographiae Australiae“.
Der Gattungsname Sarcochilus kommt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus den Wörtern sarx (Fleisch) und cheilos (Lippe) zusammen, wegen des fleischigen Labellums. Den Artnamen ceciliae vergab von MUELLER zu Ehren einer französischen Orchideenfreundin – Cecillia Viennot van Masseyk. In Australien nennt man die kleinen pinkfarbenen Blumen auch »fairy bells«, also Feenglocken. Ein wirklich passender Name, da sich die Blüten von Sarcochilus ceciliae nicht ganz strecken und die Form dadurch an Glocken erinnert.
Die Art wächst meist lithophytisch auf Felsen und steilen Klippen in kleinen Humusnestern und Moosen in den Regenwäldern entlang der Ostküste Australiens. Selten findet man sie auch epiphytisch wachsend vor. Das natürliche Verbreitungsgebiet von Sarcochilus ceciliae erstreckt sich von Queensland bis New South Wales. Die Standorte liegen auf Höhen von 150 bis 900 Metern und bieten meist ein temperiert-warmes Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit. Im Gegensatz zu anderen Sarcochilus-Arten, die oft unter sehr feuchten bis nassen Bedingungen wachsen, kommt Sarcochilus ceciliae mit trockeneren Phasen zurecht. Je nach Standort fällt von April bis Oktober (Winter auf der Südhalbkugel) deutlich weniger Niederschlag.
Sarcochilus ceciliae ‘Gig’ bei der Tischbewertung in Ingolstadt im Frühjahr 2019
(Foto: D.O.G.-Archiv)
Drei Stadien der Knospenentwicklung in einem Bild
(Foto: Thomas Jacob)
Als ich im Frühling 2019 auf der Tischbewertung in Ingolstadt Sarcochilus ceciliae zum ersten Mal sah, wollte ich sie unbedingt haben. Die kleinen leuchtend rosa Blüten hatten es mir vom ersten Moment an angetan. Die damals vorgestellte Pflanze gehörte Giselher Cramer und erhielt eine Goldmedaille auf Kultur. Noch am gleichen Tag sprach ich ihn auf seine tolle Pflanze an und fragte nach einem Teilstück davon. Bei meinem Besuch in seiner Gärtnerei im Sommer darauf konnte ich dann tatsächlich ein kleines Teilstück bekommen.
Im ersten Jahr kultivierte ich die Pflanze über den Winter eher warm und schattig bei meinem Phalaenopsis. Auch das Gießverhalten glich im ersten Jahr meiner Phalaenopsis-Kultur. Ich goss also erst, als der Topf komplett abgetrocknet war und keine Restfeuchtigkeit mehr im transparenten Topf zu sehen war. Direkte Sonneneinstrahlung hat die Pflanze nie erhalten. Im darauffolgendem Jahr fiel die Blüte im späten Frühjahr leider aus, also probierte ich es von da an mit deutlich feuchteren Sommermonaten und etwas kühleren und trockeneren Wintermonaten. Außerdem stellte ich Sarcochilus ceciliae an ein sehr helles westseitiges Fenster mit voller Abendsonne. Im neuen Kulturraum fallen die nächtlichen Temperaturen auf 12-14 °C ab, vorher fielen sie nie unter 16 °C. Dort verfärbte sich mit zunehmendem Sonnenschein im Frühjahr das Laub leicht rötlich und kurze Zeit später erschienen zwei Infloreszenzen. Die Freude war natürlich groß, auch wenn an beiden Blütentrieben nur wenige Knospen gebildet wurden.
Getopft habe ich Sarcochilus ceciliae in mittelgrobe Pinienrinde ohne weitere Zuschlagstoffe. Auch eine Kultur in mineralischem Substrat oder in Rindengemisch mit mineralischen Anteilen sollte funktionieren, da die Art überwiegend lithophytisch wächst. Im Winter lasse ich den Topf gut abtrocknen, bevor wieder gewässert wird. Während der warmen Sommermonate bekommt Sarcochilus ceciliae aber deutlich öfter Wasser, sodass das Substrat nie komplett abtrocknet, aber zwischen den Wassergaben etwas antrocknen kann. Wenn ich längere Zeit nicht zu Hause bin oder die Temperaturen mehrere Tage über 30 °C liegen, darf der Topf auch mal in einer kleinen Pfütze Wasser stehen.
Mein Gießwasser hat eine Leitfähigkeit von ca. 150 µS/cm. In den Sommermonaten gibt es ein- bis zweimal im Monat etwas Dünger. Das mit Orchideendünger angereicherte Wasser liegt dann bei ca. 300 – 350 µS/cm. Während der dunklen Wintermonate dünge ich gar nicht.
Ich bin gespannt, ob ich es schaffe, mein Sarcochilus ceciliae zu einer ebenso großen und stattlichen Pflanze heranzuziehen, wie sie damals von Giselher Cramer auf der Tischbewertung in Ingolstadt präsentiert wurde. Wünschen würde ich es mir, aber das wird in jedem Fall noch etliche Jahre dauern.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Einzelblüte von Sarcochilus ceciliae im Größenvergleich mit meinen Fingern
(Foto: Thomas Jacob)