Doppelblüte von Vanda vietnamica
(Foto: Thomas Jacob)
Vanda vietnamica wurde 1993 in “Orchid Digest” als Christensonia vietnamica von Jiří R. Haager, dem langjährigen Direktor des Botanischen Gartens in Teplice in Tschechien, beschrieben. Für die Erstbeschreibung der Art gründete er die Gattung Christensonia, da sich die Blüten der monopodial wachsenden Pflanzen von allen bis dahin bekannten Orchideenarten unterschieden. Christensonia vietnamica blieb die einzige Art innerhalb der Gattung.
Lauren Maria Gardiner, eine britische Botanikerin und Kuratorin des Herbariums an der Cambridge Universität, kombinierte 2012 in „Phytotaxa“ zahlreiche Arten in die Gattung Vanda um, darunter auch Christensonia vietnamica, die in “World Checklist of Selected Plant Families” (WCSP) seitdem unter dem Namen Vanda vietnamica gelistet ist.
Wie der Artname schon verrät, wächst die epiphytische Art in Vietnam, wo sie in trockenen laubabwerfenden Tieflandwäldern und sehr offenen savannenartigen Wäldern von Meereshöhe bis 700 Meter angetroffen werden kann. Die Temperaturbedingungen sind ganzjährig warm. Niederschläge gibt es das ganze Jahr hindurch, in den Wintermonaten deutlich weniger. Vanda vietnamica verträgt sehr viel Licht und wächst teilweise auch an sonnigen Standorten. Besonders im Winter, wenn die Bäume ihr Laub abgeworfen haben, sind die Pflanzen oft der vollen Sonne ausgesetzt.
Die Art bildet einen dünnen Stamm, an dem wechselständig feste dunkelgrüne Blätter sitzen. Das Laub wird ca. 10 cm lang und dient als Wasserspeicher für trockenere Zeiten. Besonders breit wächst Vanda vietnamica dadurch nicht. Im Laufe der Zeit kann sie aber recht hoch werden. Die Infloreszenzen entspringen den Blattachseln und tragen bis zu sieben Blüten, die fast glockenartig geformt sind und in einem kurzen nach hinten gerichteten Sporn enden. Der Vorderlappen des Labellums ist weiß, die restlichen Blütenteile sind gelbgrün gefärbt. Die Tepalen öffnen sich nicht vollständig.
Habitus von Vanda vietnamica
(Foto: Thomas Jacob)
Frontalansicht der Blüten von Vanda vietnamica
(Foto: Thomas Jacob)
Die Pflege auf der Fensterbank ist ohne großen Aufwand möglich. Da Vanda vietnamica besonders im Sommer warme bis heiße Bedingungen mag, kommt sie mit unseren teils sehr heißen Sommern gut zurecht. Im Winter sollten die Temperaturen nachts nicht unter 15 °C fallen. Mit der teilweise niedrigen Luftfeuchtigkeit in unseren Breitengraden scheint sie ebenfalls ganz gut zurechtzukommen, da Vanda vietnamica am Naturstandort in eher trockeneren Wäldern zu finden ist. Regelmäßiges Besprühen sollte bei der Kultur im Wohnraum vermieden werden, auch wenn dies von einigen Autoren empfohlen wird. Zum einen steigt die Luftfeuchtigkeit nach dem Sprühen nur sehr kurz an. Dies lässt sich leicht mit einem Hygrometer testen. Direkt nach dem Sprühen werden 70 – 90 % Luftfeuchtigkeit angezeigt. Nach 1 – 2 Minuten fällt der Wert aber wieder deutlich ab. Zum anderen ist die Gefahr groß, dass sich beim Sprühen Wasser in den Blattachseln sammelt. Trocknet dieses wegen der mangelnden Luftbewegung nicht schnell genug ab, droht Fäulnis, die nur schwer zu behandeln ist. Meistens verliert man seine Pflanze dadurch.
Im Sommer, oft auch schon ab März, achte ich darauf, dass die Blätter vor direkter Sonneneinstrahlung während der Mittagsstunden geschützt werden, damit sie nicht verbrennen. Sonnenschein in den frühen Morgen- und späten Abendstunden wird jedoch gut vertragen. Meine Pflanze steht in der Nähe eines sehr hellen Fensters mit Ausrichtung nach Westen. Ab dem vorangeschrittenen Nachmittag erhält die Pflanze vollen Sonnenschein.
Als Pflanzstoff für Vanda vietnamica eignet sich Rinde in mittlerer Körnung (9 – 18 mm) am besten. Bei sehr kleinen Töpfen kann auch Substrat aus Kokosfasern oder feinere Rinde verwendet werden. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit innerhalb von ein paar Tagen – höchstens einer Woche – vollständig abtrocknet. Dauert es wesentlich länger, bis der Topf durchgetrocknet ist, ist das Substrat zu fein oder durch Zersetzung zu sehr verdichtet. Die Pflanzen zeigen uns ganz genau, wann sie gegossen werden sollten. Sobald die Wurzeln im Topf silbrig weiß sind und kein Kondenswasser am Topfrand mehr zu sehen ist, kann gewässert werden. Kurzzeitige Trockenphasen, während man im Urlaub ist, verträgt Vanda vietnamica aber sehr gut. Ein ausgiebiges Tauchbad, bis sich das Velamen der Wurzeln vollgesogen hat und diese wieder sattgrün sind, ist besser, als nur wenig Wasser zu gießen. Durch den Einsatz von transparenten Töpfen lässt sich der Feuchtigkeitsgehalt sehr gut beobachten. Auch wurzelnackt kann Vanda vietnamica kultiviert werden. Allerdings bedeutet das einen deutlich höheren Aufwand, da besonders im Sommer täglich getaucht werden sollte. Einfacher ist die wurzelnackte Kultur in einer Orchideenvitrine, in der die Luftfeuchtigkeit sehr hoch gehalten wird, oder in einem Gewächshaus, in dem regelmäßig gewässert wird.
Das Tauchwasser darf bei Vanda vietnamica den Sommer über eine Leitfähigkeit von 200 – 250 µS/cm haben. Ein- bis zweimal im Monat wird mit einer Leitfähigkeit von ca. 400 µS/cm gedüngt, aber nur von März bis Oktober. Im Winter dünge ich grundsätzlich nicht. Die im Substrat angereicherten Nährstoffe reichen in den dunklen Monaten, es sei denn man arbeitet mit künstlicher Beleuchtung, die den Stoffwechsel der Pflanze auch im Winter hochhält. Dann darf auch ganzjährig gedüngt werden. Gelegentlich sollte man das Substrat mit klarem Wasser durchspülen, um ein Versalzen des Pflanzstoffes zu vermeiden.
Die außergewöhnliche Form der Blüten macht Vanda vietnamica zu einem wirklichen Hingucker auf der Fensterbank. Durch ihre nicht sonderlich ausladende Größe findet sie dort auch gut Platz.
Viel Erfolg beim Kultivieren!
Seitenansicht der Blüten von Vanda vietnamica
(Foto: Thomas Jacob)