Maxillaria lineolata – oft auch unter dem Synonym Mormolyca ringens in Kultur
(Foto: Thomas Jacob)
Der Beitrag über Maxillaria lineolata erschien bereits am 12.11.2018. Im letzten Absatz gibt der Autor ein Update zu seiner Kulturmethode, die er vor drei Jahren umstellte.
Im Jahre 1850 wurde die Art vom österreichischen Botaniker Eduard FENZL in “Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften” erstmalig als Mormolyca lineolata beschrieben. Der deutsche Botaniker Friedrich Richard Rudolf SCHLECHTER beschrieb die gleiche Art 1914 in seinem Buch “Die Orchideen ihre Beschreibung, Kultur und Züchtung…” als Mormolyca ringens. Ihren heute gültigen Namen Maxillaria lineolata erhielt sie 2015 von Eduardo Antonio MOLINARI-NOVOA, der sie in “Richardiana” in die Gattung Maxillaria überführte. Mittlerweile zählen sämtliche Arten der Gattung Mormolyca zu Maxillaria, womit keineswegs alle Fachleute und Taxonomen einverstanden sind. Ihren ursprünglichen Namen Mormolyca lineolata verwendet man heute nicht mehr. Allerdings wird sie sehr häufig als Mormolyca ringens angeboten.
Maxillaria lineolata ist von Mexiko über Belize, Guatemala, El Salvador und Honduras bis Nicaragua und Costa Rica verbreitet. Sie kommt dort epiphytisch in feuchten Nebelwäldern in Höhenlagen vom Meeresspiegel bis 1400 Metern vor. Wegen der großen Höhenunterschiede wächst diese Art sowohl unter recht kühlen als auch warmen, teilweise sogar wirklich heißen Bedingungen. Niederschlag erhält sie ganzjährig, ihr Habitat trocknet niemals aus. Die Pflanzen sind klein bis mittelgroß und bilden schmale Pseudobulben aus, die ca. 3-5 cm breit und 5-7 cm hoch sind. Auf den Pseudobulben sitzt ein einzelnes festes Blatt, das 10-15 cm lang ist und abgerundete Spitzen hat. Die Infloreszenzen tragen immer nur eine Blüte und entspringen an der Basis der Pseudobulbe. Bei guter Kultur entstehen das ganze Frühjahr und den Sommer über immer wieder neue Blütentriebe. Die Blüten sind 2-3 cm hoch und nur 0,5-1 cm breit. Die Petalen und das dorsale Sepalum sind steil nach oben gerichtet. Die lateralen Sepalen zeigen genau in die andere Richtung und strecken sich steil nach unten. Die Blütenfarbe ist gelbgrundig mit rötlich brauner Zeichnung, die aderartig verläuft.
Maxillaria lineolata – Seitenansicht der Blüte
(Foto: Thomas Jacob)
Eine Blüte von Maxillaria lineolata im Profil
(Foto: homas Jacob)
Getopft ist meine Maxillaria lineolata in feinere Rinde mit Perliten. In diesem Substrat habe ich sie vor ungefähr einem Jahr erhalten und komme gut damit zurecht, auch wenn diese Mischung in den heißen Sommermonaten etwas stärker abtrocknet. Die Pflanze scheint keine Probleme damit zu haben, kurzfristig etwas trockener zu stehen. Komplett durchgetrocknet ist der Topf aber niemals. Eine gewisse Grundfeuchtigkeit war immer gegeben. Für nächstes Frühjahr habe ich mir vorgenommen, die Pflanze in mineralisches Substrat zu topfen, da ich damit bei anderen Maxillarien schon gute Erfahrungen gemacht habe und der Zeitaufwand geringer ist. In Rinde getopfte Pflanzen muss man regelmäßig tauchen. Im Sommer kann das auch alle 3-4 Tage notwendig sein, wenn der Pflanzstoff durch die Hitze schneller austrocknet. Bei der mineralischen Kultur kann man den Topf in eine mit Wasser gefüllte Schale stellen und muss lediglich das Wasser auffüllen, wenn es vom Pflanzstoff komplett aufgesogen wurde. Ein weiterer Vorteil von Lava, Akadama und Co. ist, dass sie sich nicht zersetzten und nur neu getopft werden muss, wenn der Topf zu klein wird.
Das Gießwasser habe ich den Sommer über stets auf eine Leitfähigkeit von 200-250 µS/cm aufgedüngt. Im Winter gibt es keinen Dünger, da die im Substrat angereicherten Nährstoffe ausreichen, um die Pflanze in der lichtarmen Zeit zu ernähren. Wer im Winter mit künstlicher Zusatzbeleuchtung arbeitet, kann natürlich weiterhin düngen, da der Stoffwechsel der Pflanze dann nicht herunterfährt. Bei mineralischer Kultur, bei der der Topf stets im Wasser steht, sollte darauf geachtet werden, dass eingegossenes Wasser nicht länger als 3-5 Tage in der Schale stehen bleibt, damit das Wasser nicht verkeimt und so die Pflanze infiziert. Wenn das Wasser nach 5 Tagen nicht verbraucht wurde, würde ich den Rest wegschütten, einen Tag trocknen lassen und danach wieder auffüllen. Allerdings dann etwas weniger Wasser als beim letzten Gießen, damit es nicht wieder so lange stehen bleibt.
Der Lichtbedarf von Maxillaria lineolata ist nicht so hoch, da sie epiphytisch auf immergrünen Bäumen wächst, deren Laub die Pflanzen stets vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Die aufgehende Morgensonne oder untergehende Abendsonne wird aber vertragen. Meine Pflanze steht an einem hellen Ostfenster mit Morgensonne. Den Rest des Tages steht der Topf im Schatten. Es scheint ihr dort zu gefallen, da sie seit dem Frühjahr ununterbrochen blüht und ständig neue Infloreszenzen bildet. Im Sommer ist ein Aufenthalt im Freien möglich, aber kein Muss. Ich hatte sie das ganze Jahr im Wohnraum.
Aufgrund ihres Verbreitungsgebietes kann Maxillaria lineolata in fast allen Temperaturbereichen kultiviert werden, nur nicht allzu kalt. So sollten die nächtlichen Werte 8-10 Grad nicht unterschreiten. Ich kultiviere sie allerdings warm, da ich in diesem Bereich einfach den meisten Platz habe. Nachts gehen die Temperaturen auf 15-18 Grad zurück. Tagsüber steigen sie bei starkem Sonnenschein gelegentlich auch im Winter über 30 Grad, die durchschnittliche Tagestemperatur liegt aber bei 24-25 Grad.
Durch ihre besondere Blütenform ist Maxillaria lineolata ein kleines Highlight in meiner Orchideensammlung, das ich alleine wegen der Blühfreudigkeit nicht mehr missen möchte. Auch die Tatsache, dass sie gut auf der Fensterbank kultiviert werden kann, macht sie für Orchideen-Liebhaber sehr interessant. Viel Erfolg beim Kultivieren!
Habitus von Maxilaria lineolata im April 2019, als ich sie auf mineralisches Substrat umgestellt habe
(Foto: Thomas Jacob)
Meine Maxillaria lineolata im April 2022 in ihrer neuen 20 cm großen Schale, die sie von vorne bis hinten ausfüllt.
(Foto: Thomas Jacob)
Update zur Kulturmethode vom 02.05.2022:
Wie im Beitrag zu lesen ist, hatte ich im November 2018 vor, die Pflanze im darauffolgenden Frühling neu zu topfen und anstatt der Rinde mit Perliten einen mineralischen Pflanzstoff dafür zu nehmen. Gesagt, getan. Auf dem vorletzten Foto seht ihr die frisch getopfte Pflanze im Frühjahr 2019 auf Lavagranulat mit einer Körnung von 2 – 8 mm sitzend in einem 11-cm-Topf. Sitzend deshalb, weil die Pseudobulben nach Möglichkeit nicht im Substrat vergraben werden, sondern lediglich obenauf sitzen sollten. Zugegeben, nicht immer lässt sich das zu hundert Prozent erfüllen. Auf keinen Fall dürfen sie aber komplett im Substrat versenkt sein.
Heute (27.04.2022), also exakt drei Jahre später, musste ich Maxillaria lineolata erneut topfen, da sie den Topf schon an zwei Seiten vollständig überwuchert hatte und der 11 cm große Topf zu klein geworden ist. Auf dem letzten Foto seht ihr die Pflanze, wie sie heute aussieht. Sie sitzt jetzt in einer Schale mit einem Durchmesser von 20 cm, die sie von vorne bis hinten ausfüllt. Leider wuchs sie bisher sehr breit und dafür nicht sonderlich buschig. Die sechs Neutriebe wachsen allerdings ringsherum, sodass ich davon ausgehe, dass sie die Schale auch an den Seiten noch zuwachsen wird. Die Masse der Pflanze hat sich zumindest zweidimensional in 3 Jahren verdoppelt. Ich denke, das zeigt, dass die neue Kulturmethode bei Maxillaria lineolata erfolgreich ist.
Ebenfalls vor drei Jahren entschied ich mich auch dazu, die Pflanze zu den anderen mineralisch getopften Pflanzen zu stellen, um mir die Arbeit zu erleichtern. Anstatt der gewohnten Morgensonne erhält sie dort jetzt die volle Abendsonne, die von Frühjahr bis Herbst leicht schattiert werden muss, da sich die Blätter und Pseudobulben sonst gelb verfärben. Jedes Jahr im Frühjahr merke ich an Maxillaria lineolata, wann es Zeit wird zu schattieren. Einmal zu viel Sonne im März und die dem Licht zugewandte Seite wird gelb (auf dem letzten Foto erkennt man es an der rechten Seite der Pflanze). Von allen meinen Pflanzen an diesem Fenster reagiert sie am schnellsten und ist von daher ein guter Indikator, um den Zeitpunkt für die Schattierung festzulegen. Die gelben Verfärbungen verschwinden im Laufe des Sommers auch wieder zugunsten der grünen Farbe, falls es keine richtigen Verbrennungen gab. Ebenfalls änderten sich die Temperaturen in meiner Kultur im Vergleich zum früheren Standort. Im Winter gehen sie jetzt nachts auf ca. 10 °C zurück, tagsüber wird es nur im Hochsommer sehr warm. Die Bedingungen sind also deutlich kühler, als ich sie im ursprünglichen Beitrag beschrieben hatte.
Die Schale steht ganzjährig in einer Schale, in der immer ca. 1 cm hoch reines Regenwasser steht. Während der Wintermonate darf die Schale zwischen den Wassergaben kurz antrocknen. Alle vier Wochen gibt es Dünger. Die Leitfähigkeit des Düngerwassers beträgt ungefähr 350 – 400 µS/cm.
Weiterhin viel Erfolg beim Kultivieren und Experimentieren!