Foto: Deutsche Orchideen-GesellschaftVanda falcata (Syn. Neofinetia falcata) 'Fasangarten' erhielt bei einer Tischbewertung unseres Vereins die Silbermedaille für herrausragende Kultur. Ein wirkliches Schmuckstück!
Autor:
Thomas Jacob
Veröffentlicht:
30.07.2018
Synonyme:
Vanda falcata
Die Erstbeschreibung von Vanda falcata fand im Jahr 1854
statt. Joseph Georg BEER, ein österreichischer Botaniker, beschrieb
sie damals in seinem Buch "Praktische Studien an der Familie der
Orchideen". 1925 wurde sie in Rhododa, Journal of the New
England Botanical Club, von H. H. HU der Gattung Neofinetia
untergeordnet, zu der sie bis vor einigen Jahren gezählt wurde.
Neueste taxonomische Umstrukturierungen ordneten die Gattung
Neofinetia komplett der Gattung Vanda zu, womit
Vanda falcata wieder ihren ursprünglichen Namen trägt.
Dennoch wird sie in Sammlerkreisen, welche besonders im asiatischen
Raum weit verbreitet sind, heute noch meistens als Neofinetia
bezeichnet.
Foto: Gregor KleefeldIn der Natur gibt es nur wenige Farbvarianten innerhalb der Art. Neofinetia falcata 'Hisui' 翡翠 ist eine davon.
Beheimatet ist Vanda falcata in Japan, Korea und auf den
Ryūkyū-Inseln. Sie wächst dort ausschließlich epiphytisch unter
kühlen und kalten klimatischen Bedingungen. Die kleinen Pflanzen
besiedeln am Naturstandort meist laubabwerfende Bäume und haben
somit schattige Sommer - im Winter sind sie dann der vollen Sonne
ausgesetzt. V. falcata ist auch bekannt unter dem Namen
»Windorchidee«, da sie extrem viel Luftbewegung und Frischluft
braucht, auch damit die Wurzeln nach einem Regen (oder nach dem
Gießen) schnell wieder abtrocknen können. Dies ist besonders
wichtig,wenn sie in Rinde getopft kultiviert wird.
Foto: Thomas JacobDurch jahrhundertlange Zucht in Japan und Korea entstanden farbenprächtige Klone, wie Neofinetia falcata 'Benikaede' 홍풍/ 紅楓. Die Blüten öffnen sich in einem zarten Hellrosa und verfärben sich innerhalb weniger Tage in ein feuriges Orange. Jedesmal ein Erlebnis!
Vanda falcata
ist eine monopodial wachsende Orchidee, die ab einer bestimmten Größe
mehrere fächerartig beblätterte Sprosse ausbildet. Die Blätter
sind etwa 5-12 cm lang, dünn, kräftig und starr. Es gibt Klone mit
einfarbigem oder panaschiertem Laub. Oft werden im Herbst die
Blütentriebe angesetzt, die dann den Winter über ruhen und im
Frühjahr weiterwachsen und zur Blüte kommen. Die Infloreszenz
entspringt einer Blattachse, wird ca. 7 cm lang und trägt mehrere
Blüten, die am Abend einen angenehmen Duft verbreiten. Die
Blütenfarbe von V. falcata ist nicht so variabel wie es
scheint. Sie wird zwar in Weiß, Rosa, Gelb, Grün und Violett,
teilweise einfarbig, teilweise zweifarbig angeboten, allerdings
findet man in der Natur fast ausschließlich weiße Blüten, selten
mit einem Hauch von Rosa oder Grün. Die Lippe ist bei den
natürlichen Farbvariationen immer komplett weiß. Kräftigere Rosa-,
Gelb-, Violett- oder Grüntöne sind Ergebnisse jahrhundertelanger
Zucht, bei denen vermutlich andere Arten von Vandeen mit eingekreuzt
wurden. An der Rückseite der Blüte befindet sich ein langer Sporn,
der nach unten zeigt. Es gibt gelegentlich Mutationen, bei denen sich
drei Sporne pro Blüte ausbilden.
Foto: Thomas JacobNeofinetia falcata 'Amami Island' 奄美 zeichnet sich unter anderem durch sehr große und wohlgeformte Blüten aus.
Vanda falcata neigt sehr zu Mutationen, sowohl am Spross,
als auch an den Blüten. Diese besonderen Mutationen sind bei
Sammlern sehr begehrt und können Preise auch weit über 10.000 $
erzielen. Einige asiatische Züchter bestrahlen ihre Sämlinge zum
Teil mit Röntgenstrahlen oder Ähnlichem, um diese besonderen
Mutationen hervor zurufen.
Foto: Thomas JacobNoch so ein gezüchteter, aber sehr attraktiver Klon: Neofinetia falcata 'Benikuroi' 紅玄 mit sehr dunklen Blüten. Man sagt, dies sei der dunkelste Klon. Übersetzt heißt 紅玄 (Benikuroi) soviel wie rotes Mädchen.
Da es unzählige Variationen an Blattformen, Blattfarben,
Blütenformen und -farben gibt, wurden etliche Klone von Sammlern und
Züchtern mit einem speziellen Namen versehen. Dieser Name ist meist
in japanischer oder koreanischer Sprache und beschreibt oft eine
Besonderheit des Klons. Für die Benennung von neuen Mutationen und
Varietäten gibt es Regeln, welche ich hier aber leider nicht
aufführen kann, da ich selbst noch nicht ganz durchgestiegen bin.
Foto: Thomas JacobNeofinetia falcata 'Shutennou' 朱天王 ist ein natürlicher Klon, dessen Farbe nicht das Ergebnis jahrhundertelanger Zucht ist.
Um den Frischluftbedürfnissen der »Windorchidee« gerecht zu
werden, sollte sie den Sommer über auf jeden Fall an einem
schattigen Platz im Freien stehen dürfen, der möglichst nicht zu
warm wird. Sie wird dann regelmäßig gegossen. Das Substrat muss
aber erst vollkommen abgetrocknet sein, bevor wieder gewässert wird.
Sobald keine Kondenstropfen mehr im Topf zu sehen sind,kann wieder Wasser gegeben werden. Sollte das Substrat eine Woche
und länger brauchen um abzutrocknen, ist es zu fein und somit
ungeeignet. Es ist ganz wichtig Vanda falcata in einen
Pflanzstoff zu topfen, der sehr schnell abtrocknen kann. Natürlich
ist auch aufgebundene Kultur möglich, was aber wesentlich mehr
Arbeit macht, da öfter gesprüht werden muss, wenn man keine Vitrine
mit kalten Temperaturen zu Hause hat. Ich habe meine V. falcata
in grobe Rinde ohne Zuschlagsstoffe getopft. Die Japaner machen
daraus einen Kult und topfen sie in kleine Hügel aus langem
Sphagnum-Moos, die innen hohl sind. Diese Technik nennt sich
Kokedama. Man findet allerlei Anleitungsvideos dazu im Internet.
Foto: Thomas JacobEbenfalls durch Zucht und Selektion entstanden klone mit besonders gedrungenem Wuchs. In Sammlerkreisen nennt man diese Bean-Leaves, da ihre Blätter an Bohnen erinnern. Hier der Klon 'Kirinmaru' 麒/麟丸.
Ihren Freilandaufenthalt kann sie dann genießen, bis die
nächtlichen Temperaturen unter 5 Grad fallen, wobei sie bei kühlen
Temperaturen im späten Herbst schon wesentlich trockener gehalten
wird. Kältere Temperaturen werden vertragen, aber nur, wenn
die Pflanze vollkommen trocken steht. Am Naturstandort fällt
gelegentlich sogar Schnee auf die Pflanzen. Kälte in Kombination mit
Nässe führt schnell dazu, dass die Wurzeln faulen. Neue Wurzeln
werden meist nur im Frühjahr und Herbst gebildet. Im Winter und auch
im Hochsommer findet kaum Wurzelwachstum statt. Die Pflanze selbst
wächst aber ganzjährig.
Foto: Thomas Jacob
Dünger brauchen sie nicht so viel wie die meisten Vandeen.
Ich gebe im Sommer bei jedem Wässern etwas Dünger ins Wasser,
sodass die fertige Mischung einen Leitwert von 200 Mikrosiemens hat.
Im Winter dünge ich wesentlich weniger. Auch gewässert wird im
Winter weniger, da meine Pflanzen dann wesentlich kühler stehen. Die
nächtlichen Temperaturen liegen dann, je nach Außentetmperatur,
zwischen 8 und 12 Grad. Wichtig ist, dass so viel Wasser gegeben
wird, dass die im Herbst angesetzten Blütentriebe nicht eintrocknen,
und so wenig gewässert wird, dass die Wurzeln nicht faulen. Hier ist
ein wenig Fingerspitzengefühl nötig und man sollte sich nicht
entmutigen lassen, wenn es in den ersten Wintern zu kleinen Problemen
kommt. Hat man den Dreh erst mal raus, belohnt uns Vanda falcata
mit beeindruckenden und wundervoll duftenden Blüten.
Foto: Gregor KleefeldNeofinetia falcata 'Shutennou' 朱天王, kultiviert von Gregor Kleefeld. eine beeindruckende Pflanze.
Besonderen Dank möchte ich Gregor Kleefeld aussprechen, der mir
inhaltlich bei diesem Beitrag geholfen und einige seiner
hervorragenden Fotos zur Verfügung gestellt hat.
Foto: Gregor KleefeldPflanzen, deren Laub an einigen Stellen, oder auch komplett, farblos sind, nennt man
Foto: Thomas JacobNeofinetia falcata 'Yubae' 夕映 durchlebt auch einen imposanten Farbwechsel. Die Blüten öffnen sich vollständig weiß und färben sich dann in ein leuchtendes Orange.
Foto: Deutsche Orchideen-GesellschaftVanda falcata (Syn. Neofinetia falcata) 'Paphii' wurde ebenfalls mit einer Silbermedaille in der Kategorie Kulturzustand geehrt.
Foto: Thomas JacobPanaschiertes Laub ist ebenfalls ein extra Sammelgebiet unter Neofinetia-Liebhabern. Der Klon 'Gojo Fukurin' 御城/覆輪 ist ein beliebter Kon aus der Kategorie.
Foto: Thomas JacobNeofinetia falcata 'Dalmahong' 달마홍/ 達摩紅 hat sehr kompakte, zart gefärbte Blüten.
Foto: Thomas JacobNeofinetia falcata 'Tamakongo' 玉金/剛 mit kleinen Blüten, die nur einen recht kurzen Sporn haben.
Foto: Gregor KleefeldBlüten, die anstatt einem Sporn gleich drei ausbilden sind sehr beliebt und selten. Neofinetia falcata 'Manjushage' 曼珠/沙華 ist der wohl bekanteste Klon mit drei Spornen.
Foto: Thomas JacobNeofinetia falcata 'Shutenno x Koto' 朱天王 x 湖東/覆輪 - wunderbar große und elegante Blüten.
Foto: Thomas JacobNeofinetia falcata 'Kyokou' 거홍/巨紅